„Die unteren Ligen speisen nach oben“

Michael Spörer beim Bezirkstag als Vorsitzender gewählt

„Die unteren Ligen speisen nach oben“

Überwältigendes Ergebnis für Stuttgarts Bezirksvorsitzenden Michael Spörer: Bei dem corona-bedingt erstmals online veranstalteten Bezirkstag wurde der 64-Jährige mit 164 Ja-Stimmen bestätigt. Im Januar 2020 hatte der frühere Leiter des Sportgerichts den Posten kommissarisch übernommen gehabt. Viel wichtiger als die Rolle des Pandemie-Managers wäre dem Betriebsratsvorsitzenden bei der Deutschen Bahn freilich die Steuerung der sportlichen Geschicke. Doch danach sieht es aktuell nicht aus. Die Anzeichen verdichten sich, dass im April von Seiten des Württembergischen Fußballverbands (wfv) die Entscheidung getroffen wird, den Spielbetrieb der Saison 2020/21 vorzeitig einzustellen.

133 Teilnehmer, darunter zahlreiche Vorsitzende aus den anderen 15 wfv-Bezirken, folgten aufmerksam den Ausführungen der Gastredner. Claus Vogt, Professor Dr. Rainer Lorz und Fred-Jürgen Stradinger spielten sich gegenseitig die Bälle zu. Der Präsident des VfB Stuttgart sprach den Vereinsvertretern aus dem Herzen:

„Es fehlt uns der gemeinsame Freizeitspaß, es fehlt der Sport auf dem Platz“, so der 51-jährige Unternehmer, „es fehlt der Sport in den Hallen. Was uns damit auch klar wird, ist, dass der Sport, den wir alle so lieben, viel mehr ist als eine reine Freizeitbeschäftigung.“

Vogt lobt Vereinskonzepte

Der Fußball-Funktionär aus Böblingen lobte die aktuellen Konzepte zahlreicher Klubs im Amateurbereich:

„Ich bin immer wieder beeindruckt, welche digitalen Formate unsere Vereine in den letzten Monaten gefunden haben, um mit ihren Mitgliedern, Spielern, Trainern und Ehrenamtlichen in Kontakt und teilweise auch über verschiedene Apps in Bewegung zu bleiben.“

Rainer Lorz, seit Dezember 2010 Präsident der Stuttgarter Kickers, pflichtete Vogt bei, dass es keine Zweiteilung zwischen dem Profi- und Amateursport geben darf:

„Es ist aus meiner Sicht fatal, dass wir uns nicht Gedanken um den Fußballsport machen können, sondern uns um Hygienekonzepte zu kümmern haben.“

Der Rechtsanwalt appellierte an die Vereine jetzt nicht den Optimismus zu verlieren und richtete den Blick nach vorne: „Es muss alles darangesetzt werden, dass so bald wie nur möglich, eine Rückkehr zu einem geordneten Spielbetrieb erfolgen kann.“

Bezirk gibt passenden Unterbau

Vogt und Lorz lobten unisono die Arbeit des Teams im Fußballbezirk: „Danke, dass sie die Flagge des Sports in Stuttgart in schwieriger Zeit aufrechterhalten. Und, dass Sie dem Sport einen passenden Unterbau geben – die unteren Ligen speisen nach oben!“ Nach vorne schauen, sehen, dass auch die richtige Lobbyarbeit betrieben wird, solche Worte stießen auch beim Präsidenten des Sportkreises Stuttgart, bei Fred-Jürgen Stradinger, auf offene Ohren. „Bleiben Sie zuversichtlich“, rief der 64-jährige Ministerialrat den Vereins-Funktionären per Handy-Botschaft zu, „mir ist freilich bewusst, dass das Soziale, das Miteinander, das sich Austauschen fehlt, aber, wir kommen wieder rein in unseren Sport.“

Einen Rückblick gab Michael Spörer, der zwar erst 14 Monate den Posten des Vorsitzenden innehatte, sich aufgrund seiner langjährigen Bezirks-Zugehörigkeit jedoch bestens auskennt, nicht nur in Form eines ausführlichen und ansprechend gestalteten Berichts-Magazins: „Ehrenamts-Gala bei unserem Partner WDV Molliné, Bezirkspokal-Endspiele bei der Jugend und den Aktiven – das war schon großes Kino“, hob er Höhepunkte in Pandemiezeiten noch einmal hervor. Sowohl der Filderzeitung als auch der Cannstatter Zeitung verriet der seit vier Jahrzenten als Schiedsrichter fungierende Fußballer einen der künftigen Aufgaben-Schwerpunkte: „Der liegt eindeutig im Bereich der Gewaltprävention.“

Keine neue Aufstiegsregelung

Im Rahmen des rund zwei Stunden dauernden Bezirkstags wurde unter anderem der Antrag des SV Grün-Weiß Sommerrain abgelehnt. Vertreter des Kreisliga A-Vereins hatten eine neue Aufstiegsregel aus der untersten Klasse ins Spiel gebracht. Der Vorschlag hatte vorgesehen, neben den fünf Staffelmeistern auch die drei besten Zweitplatzierten direkt aufsteigen zu lassen. Harald Müller, Verbandsspielausschuss-Vorsitzender beim wfv, erteilte dem Antrag, der beim Verbandstag im Juli in Sindelfingen hätte eingebracht werden müssen, eine klare Absage: „Unmöglich und ungerecht.“ So sah es auch die Mehrzahl der Vereinsvertreter: Den 45 Ja-Stimmen standen 92 ablehnende Meinungen gegenüber.

Gewählt wurden im Rahmen des Bezirkstags neben Michael Spörer auch Spielleiter Martin Kling und der Vorsitzende des Sportgerichts, Marc Hetzel. Bestätigt in ihren Ämtern wurden dessen Bezirks-Kollege Dirk Hoppmann als Jugendleiter sowie Simon Hofmann als Schiedsrichter-Obmann.

In drei Jahren, im Frühjahr 2024, gibt es den nächsten Bezirkstag in Stuttgart. Der soll unbedingt wieder in Präsenz stattfinden – und dann tatsächlich auch beim TB Untertürkheim.   – moz –