Ein Revoluzzer mit Ecken und Kanten | Württembergischer Fußballverband e.V.

Nördlicher Schwazwald - Ehrenamt -

Ein Revoluzzer mit Ecken und Kanten

Hans-Dieter Oesterle (66) ist nicht nur einer der beiden lebenden Ehrenvorsitzenden des SV Glatten, sondern verschaffte sich auch durch seine Arbeit im Hauptausschuss des WLSB Gehör.

Ein Einfacher ist er sicherlich nicht, der Hans-Dieter Oesterle, seines Zeichens neben Uli Rath weiterer Ehrenvorsitzender seines Heimatvereins SV Glatten und zudem lange Jahre auch stellvertretender Sportkreispräsident im Sportkreis Freudenstadt und vor allem auch fast zehn Jahre lang einflussreiches Vorstandsmitglied im Hauptausschuss des Württembergischen Landessportbundes (WLSB).

Ein Verein braucht jemanden vorne dran,
der gleichzeitig ein Gesicht für diesen darstellt.
Hans-Dieter Oesterle

In seinem Heimat-und Geburtsort Glatten gilt er respektvoll noch immer als der „Mr. Sportwoche“, welche vor allem durch sein Zutun und immenses Engagement zu einem echten Aushängeschild im Landkreis Freudenstadt – und auch darüber hinaus – geworden ist. Klar kommt er aus den Reihen der Fußballer, doch Oesterle, allenthalben in Glatten und Umgebung nur anerkennend – und auch ein bisschen der Einfachheit wegen – „OE“ genannt, war schon immer einer, der auch über den „Tellerrand“ des Fußballs hinaus geschaut und sich für den Breitensport insgesamt engagiert und stark gemacht hat.
Manchen galt er sogar als „Revoluzzer“, was vor allem damit zusammen hängt, dass er seinerzeit vor über 20 Jahren an vorderster Front sich gemeinsam mit anderen dafür gekämpft hat, den Fußballbezirk Nördlicher Schwarzwald in dessen bis jetzt gültigen Form nicht aufzulösen, sehr zum Unmut des damaligen Präsidenten des Württembergischen Fußballverbandes (WFV), des inzwischen verstorbenen Dr. h.c. Alfred Sengle aus Ammerbuch. Ja, streitbar war und ist er bis heute geblieben, vor allem dann, wenn es um Belange der von ihm so geliebten Sportvereine ging. Zwar sieht er inzwischen manche Dinge anders als damals, doch wenn „OE“ etwas für richtig erkannt hat, dann kämpft er auch dafür. Dass man sich dadurch nicht unbedingt nur Freunde macht, liegt auf der Hand.
Doch damit, sagt er entspannt im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE, „kann ich gut leben“. Und er gilt auch vorausblickend in seinem Denken. Als es vor einigen Jahren darum ging, geeignete Nachfolgerinnen und Nachfolger für ihn und die Seinen in der Vorstandschaft des SV Glatten zu finden, war er es in erster Linie, der sich nachdrücklich auf die vorhandenen Talente in den eigenen Reihen besann und mit Rajko Pajdic einen Nachfolger förderte, der inzwischen mit seinerseits und mit seinem jungen und engagierten wie innovativen Team die Geschicke des größten Glattener Vereins erfolgreich leitet.

An vielen Fronten aktiv
„OE“ freut sich, dass „sein“ SV Glatten mit Rajko Pajdic an der Spitze wieder „ein echtes Gesicht hat“ und verschweigt nicht, dass er gegen immer populärer werdenden gemeinsame Führungsteams so seine Einwände hat. „Ein Verein braucht jemanden vorne dran, der gleichzeitig ein Gesicht für diesen darstellt“, fasst es „OE“ griffig zusammen. Was freilich nicht heißen soll, dass alle Arbeit allein auf dem „Gesicht“ des Vereins liege.
Was Hans-Dieter Oesterle in den letzten und fast fünf Jahrzehnten für seinen SV Glatten, den Sportkreis Freudenstadt und nicht zuletzt für den WLSB geleistet hat, ist in der Tat enorm und verweist damit gleichzeitig auf eine Generation, für die es auch selbstverständlich war (und ist), sich ehrenamtlich zu engagieren. Von 1966 bis 1974 schnürte er selbst seine Kickstiefel in der Jugend des SV Glatten, war von 1972 bis 1974 zudem Unterkassier und von 1967 bis 1974 gleichzeitig auch Spielführer und Jugendvertreter. Die legendäre Theatergruppe des SV Glatten bereicherte er durch sein Mittun von 1973 bis 1982 und aktiv gegen den Ball trat er für den SVG von 1974 bis 1988. Rund zehn Jahre davon war er in verschiedenen Runden auch Spielführer. Von 1972 bis 1997 war „OE“ zudem gefeierter und gefragter Büttenredner an der SVG-Fasnet und war von Mitte der 1980er- bis Mitte der 1990er-Jahre auch Manager und Tänzer des „Herrenballets.
Legendär sein Status als Manager der weit um bekannten Glattener „Sportwoche“ jeweils zum Schuljahresende hin sowie als Mitglied des SVG-Wirtschafts-Ausschusses von 1980 bis 1986. Als stellvertretender Vorsitzender vertrat er von 1986 bis 1998 seinen jetzigen Ehrenvorsitzenden-Kollegen- und Sportfreund Uli Rath. Diesen beerbte er dann im selben Jahr und stand dem SV Glatten dann 13 Jahre bis zu seinem Ausscheiden im Jahre 2011 selbst vor. Und er wurde zum zweiten lebenden Ehrenvorsitzenden neben Vorgänger Uli Rath ernannt. Eher so nebenbei erwähnt „OE“ gegenüber dieser Zeitung, „dass ich insgesamt 25 Jahre eingetragener Vorstand war und seit 55 Jahren Mitglied in unserem SV Glatten bin“. Doch das war noch lange nicht alles im ehrenamtlichen Wirken des selbständigen Planers und Beraters für Maschinen und Anlagen, „und zwar national wie international“, in der Holzindustrie. Im Jahre 2000 fungierte er als Sprecher des Fußballbezirks Nördlicher Schwarzwald im Kampf gegen die schon damals geplante „WFV-Strukturreform“, die immerhin knapp 20 Jahre hinweg so verhindert werden konnte und die mit entscheidend war für das spätere Scheitern des damaligen WFV-Vorsitzenden Dr. h.c. Alfred Sengle aus Ammerbuch im Landkreis Tübingen. Vor allem sich „OE“ damals Respekt und Gehör „bei denen in Stuttgart verschafft“, im Übrigen gemeinsam mit dem damaligen hiesigen Sportkreisvorsitzenden Werner Schillsott.

Ideen und Visionen
Von 1992 bis 2012 war „OE“ 20 Jahre auch Sprecher der Glattener Vereinsgemeinschaft und von 2007 bis 2010 Mitglied des Sportkreisrates Freudenstadt unter Werner Schillsott. Gleich von Beginn der Ära des jetzigen Sportkreispräsidenten Alfred Schweizer im Jahre 2010 und bis jetzt ist „OE“ Vizepräsident im hiesigen Sportkreis Freudenstadt und seit 2012 bis 2021 ist Oesterle Mitglied im WLSB-Vorstand und war die letzten fünf Jahre Stellvertreter seines guten Freundes Manfred Pawlita, dem Vorsitzenden des Sportkreises Ostalb und Vorsitzenden der Vollversammlung der Sportkreise und Vereine im WLSB. Dort wussten sie bis hoch zum langjährigen Präsidenten Klaus Tappeser, dem jetzigen Tübinger Regierungspräsidenten und gleichfalls guten Oesterle-Freund, dessen Vorstellungen, Ideen und Visionen von Vereinsarbeit an der Basis sehr zu schätzen und holten sich von ihrem „OE“ immer wieder Ratschläge, merkt er bescheiden an.

Viele Ehrungen
Dass einem wie ihm entsprechende Ehre ob des jahrzehntelangen ehrenamtlichen Engagements widerfahren darf, versteht sich dabei fast schon von selbst. Doch weil Bescheidenheit auch eine Zier im Leben des Hans-Dieter Oesterle ist, verrät er der SÜDWEST PRESSE gegenüber erst auf deren hartnäckiges Nachfragen hin, welche Ehrungen von Gemeinde und Sportverbänden er denn erfahren habe in seiner langen Funktions- und Sportlerlaufbahn. Von der Gemeinde Glatten bekam er die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg überreicht. „Sein“ SV Glatten zeichnete ihn mit dem Ehrenbrief sowie der silbernen und goldenen Vereinsehrennadel aus und ernannte ihn einhellig zum weiteren Ehrenvorsitzenden. Vom WLSB erhielt Hans-Dieter Oesterle die Ehrennadeln in Gold und in Silber und mit diesen zeichnete ihn auch der WFV aus. Zudem überreichte dieser dem streitbaren und oft unbequemen Glattener sogar seinen Ehrenbrief. Diesen händigte ihm inzwischen im Sportkreis Freudenstadt auch dessen Präsident Alfred Schweizer aus.