Grüner Drache verzückt das „Gäu“ | Württembergischer Fußballverband e.V.

Erfinder Joachim Gölz hat sogar sein lokalpolitisches Ehrenamt an den Nagel gehängt, um mehr Zeit für die Bambini zu haben.

Grüner Drache verzückt das „Gäu“

Sie kennen „Kerni coole Socke“ nicht? Dann fragen Sie mal nach in Baisingen oder Göttelfingen: Dort ist der grüne Drache mittlerweile in aller (Kinder-)Munde. Ins Leben gerufen hat ihn der gebürtige Baisinger und jetzt in Göttelfingen wohnende Joachim Gölz. Zunächst pandemiebedingt aus der Not geboren, ist „Kerni“ mittlerweile fester Bestandteil der Trainingsarbeit von Gölz mit seinen Bambini-Fußballern geworden.

Was mit kleinen Starterpaketen an Trainingsutensilien angefangen hat, das füllt mittlerweile ganze Kellerräume in Gölz‘ Eigenheim in der Göttelfinger Kreuzstraße. Der 59-jährige öffnet die erste Tür in
einen Kellerraum und zeigt zig Geräte und Schachteln voll mit Fußballutensilien. Daneben die Werkstatt, in der nahezu alles in Eigenregie von Gölz hergestellt wird. „Kerni“ ist nämlich nichts von der Stange.

Einmal, ganz zum Start der Aktion im November 2020, gab es auch die Anschubhilfe vom Württembergischen Fußballverband, der spontan kleine Trainingsfilzbälle zur Verfügung stellte. Mittlerweile weiß auch der Fußballverband in Stuttgart alles über Gölz und seine „coole Socke“ Aktion.

Im Neuen Jahr wird nämlich „sein“ SV Baisingen unter anderem für Dinge wie diese mit dem Vereinsehrenamtspreis ausgezeichnet. Joachim Gölz selber wird zudem eine „Sonderauszeichnung Jugend“ erhalten. Bei Gölz ist der Antrieb ungebrochen, etwas für die Jugend, die Vereine und hier insbesondere für das Miteinander in den Vereinen, zu tun. „Die Wertschätzung ist die, dass die Kinder mit Begeisterung dabei sind“, sagt Gölz. Weil er auch immer wieder auf seine pädagogischen Fähigkeiten angesprochen wird, kommt auch dazu gleich eine Ergänzung: „Ein guter Trainer ist nicht der, der den besten Fußballer heraus bringt. Ein guter Trainer ist der, der verschiedene Charaktere zu einer guten Einheit macht, die das Beste aus sich herausholt. Zwar im Team, aber trotzdem jeder als Individualist. Wir müssen da ganzheitlich und integrativ wirken“.

Weil Corona war, und die ersten Schritte für „Kerni coole Socke“ in den Wohnzimmern und Hausfluren der Elternhäuser stattfinden mussten, hat Gölz seine ersten gebastelten Utensilien auch so hergestellt, damit sie auch in den Wohnungen (weil ja Lock-Down war) gespielt und geübt werden konnten. Und: Alles ist gut durchdacht, hat sowohl fußballtrainingsspezifischen, wie auch pädagogischen Hintergrund. Gölz nimmt kurz drei DIN-A-4-Blätter Papier tackert diese an den Längsseiten zusammen und stellt das entstandene Dreieck auf den Boden. „Das hier könnte zum Beispiel ein Hindernis sein, oder ein Torpfosten. Mache ich das nochmal, dann habe ich ein Tor. Ich kann dann zwischen den Aufstellern dribbeln, mal links mal rechts, kann mit dem Filzball aufs Tor schießen und schon habe ich drei fußballerische Komponenten vereint“, erklärt Gölz. Die Sache entwickelte sich Woche für Woche weiter. Die Eltern seiner Bambini, die er in Gruppen von rund zwölf Kindern derzeit jeden Freitag je eine Stunde lang in Baisingen und Göttelfingen betreut, bekamen immer die neuesten Spiel- und Übungsvarianten auf ihr Handy und zudem wurde in den Mitteilungsblättern der Ortschaften detaillierte Hinweise gegeben. Eine Woche ohne Kerni? „Das ging eigentlich gar net“, sagt Gölz, der (natürlich) immer wieder auf seine Arbeit angesprochen wurde und die Art der Wertschätzung innerhalb der Bevölkerung deutlich spürte. „Kerni“ war zwar nicht der Hauptgrund, aber einer der Gründe, warum Joachim Gölz Mitte des Jahres freiwillig als langgedienter Gemeinderat im Gäu ausgeschieden ist. Der als Diplomverwaltungswirt bei der Stadt Rottenburg angestellte, verheiratete Familienvater von zwei Kindern (28 und 24) wollte einfach (noch) mehr Zeit für „seine“ Bambini haben. Den Aufwand in Stunden auszudrücken wäre müßig. Macht Gölz auch nicht. Er rechnet anders: „Wenn ich weiß, dass das, was ich mache, gut ankommt, dann spielt Zeit keine Rolle“.

Apropos: Während Corona hatte Gölz so zwischen 30 und 40 Bambini um sich vereint, besser gesagt in „häuslicher Betreuung“. Jetzt sind es etwa ein Drittel weniger, dafür tauchen im privaten Trainingsplan von Gölz (neben der AH) jetzt auch noch die D-Junioren der SGM Baisingen/Göttelfingen auf. „Da mache ich aber nur unterstützend mit“, sagt Gölz, zeigt aber gleich dazu ein kleines Video der letzten Trainingseinheit. Da hatte „Kerni coole Socke“ auch seine Finger im Spiel. „Das was wir anfangs im
Wohnzimmer gemacht haben, das geht natürlich auch auf dem Platz oder im Winter in der Halle. Und bei den D-Junioren können da schon auch anspruchsvollere Übungen eingebaut werden“, sagt Gölz. Anders ausgedrückt: „Kerni“ wächst nicht nur mit den Kindern, sondern vor allem auch mit seinen Aufgaben.

Quelle: Neckar Chronik