Hilfe für die Fußballvereine im Ahrtal | Württembergischer Fußballverband e.V.

Nördlicher Schwazwald - Spende -

Hilfe für die Fußballvereine im Ahrtal

Spendenaktion Der Fußballbezirk Nördlicher Schwarzwald und Initiator Karl Schäfer aus Ergenzingen wollen den geschädigten Sportvereinen wieder auf die Beine helfen. Mit einer Trikotspende hat alles angefangen.

Vom Sportplatz in Ahrweiler ist nach der Überschwemmungskatastrophe nichts mehr übrig geblieben.
Die Bilder von der Überschwemmungskatastrophe im Ahrtal sind immer noch in bleibender Erinnerung. Die Bewohner der betroffenen Gebiete sehen von der angekündigten „schnellen und unbürokratischen Hilfe“ teilweise auch sechs Monate nach dem Unglück immer noch nichts. Umso mehr freut man sich über immer wieder neue, private Spendenaktionen. Zusammen mit Initiator Karl Schäfer aus Ergenzingen hat jetzt auch der Fußballbezirk Nördlicher Schwarzwald eine zweckgebundene Spendenaktion ins Leben gerufen. „Um zu helfen, dass der Fußball im Ahrtal wieder auf die Beine kommt“, wie Bezirksvorsitzender Edgar Pakai sagt.
Karl Schäfer, langjähriger Erster Vorsitzender des TuS Ergenzingen und aktuell B-Juniorentrainer bei der SG Gäufelden/Bondorf hatte vor einigen Tagen Kontakt Dieter Sesterheim, dem Kreisvorsitzenden der Fußballkreise Rhein/Ahr aufgenommen. Konkret ging es dabei um einen Satz Trikots für eine Jugendmannschaft, die Karl Schäfer einem der dort ansässigen Vereine zukommen ließ.
In dem sehr langen und aufschlussreichen Gespräch sei er, Karl Schäfer, zur Erkenntnis gekommen, wie prekär die Lage für die dort ansässigen Sportvereine wirklich ist. „Da müssen und werden wir helfen“, hat Karl Schäfer dem Kreisvorsitzenden Sesterheim versprochen. Schäfer selbst plant, dass er im neuen Jahr mit seinen B-Junioren zu einem Freundschaftsspiel ins Ahrtal fährt. Zusammen mit dem hiesigen Fußballbezirk sollen zudem Spendengelder von den Vereinen der Region, aber auch von Privatpersonen, gesammelt werden.

Ja, es ist schwierig, die Situation zu beschreiben,

man muss es gesehen haben.

Dieter Sesterheim Kreisvorsitzender der Fußballkreise Rhein/Ahr

Wie es aktuell im Ahrtal aussieht und was Karl Schäfer spontan dazu bewogen hat zu helfen, das wird beim näheren Hinsehen deutlich. Wir veröffentlichen nachfolgend einen Brief des Fußballfunktionärs und Schiedsrichters Dieter Sesterheim an Karl Schäfer im Wortlaut, um einen möglichst authentischen Einblick in die aktuell schwierige Situation der Sportvereine im Kreis Rhein/Ahr zu geben:

15 Vereine verlieren alles
Dieter Sesterheim: „Ja, es ist schwierig, die Situation zu beschreiben, man muss es gesehen haben. Ältere Mitbürger sagen oft so, dass es schlimmer war, als im Krieg. 15 Vereine haben sowohl ihr Sportheim als auch den Platz verloren, teilweise sind die Plätze gar nicht mehr vorhanden. Auf vier Plätzen stehen nun aktuell Zelte oder Container von Organisationen, daher fehlen uns diese auch für den Spielbetrieb. Es waren ja nicht nur die Verluste sportlich gesehen. Viele Sportler haben auch Angehörige in der Flut verloren, die es nicht geschafft haben, das Haus zu verlassen oder sich sonst retten konnten. Fast 20 000 Autos sind weggespült worden. Das Wasser hat teilweise bis zu 20 Meter hochgestanden. 134 Menschen haben ihr Leben verloren. Eine Person wird noch vermisst. Eine Person haben sie vor einer Woche im Hafen von Eindhoven gefunden. Viele Kinder haben nachts auf dem Dach ihres Hauses gewartet, um gerettet werden zu können, dabei wurden auch Elternteile von der Flut weggerissen.

Noch viele leere Flächen
Ein 21-jähriger Feuerwehrmann aus meinem Nachbarort hat jemand gerettet und wurde dann selbst von der Flut erfasst und einen Tag später 8 km entfernt Tod in einem Baum gefunden. Viele Häuser müssen oder sind schon abgerissen, da der Geruch von Heizöl nicht mehr wegzukriegen ist, oder die Häuser so beschädigt sind, dass sie nicht wieder aufgebaut werden können. Nun sind sechs Monate vorbei. Viel ist schon passiert. Die Hilfe ist überwältigend. Viele junge Menschen sind an die Ahr gekommen, um zu helfen. Müll und Unrat ist schon sehr gut beseitigt worden, allerdings wenn man durch das Ahrtal fährt, gibt es nun sehr viel leere Flächen. Einige Menschen, die hier gewohnt haben, sind weggezogen und werden nicht wiederkommen. Da auch viele ältere Menschen hier ihr Hab und Gut verloren haben, sind diese besonders hart betroffen und wissen oft nicht, wie es weitergehen soll.

Trikots an Grafschafter SG
Sportlich haben wir den Start der Spielzeit um vier Wochen verschoben, daher konnten alle, bis auf einen Verein, am Spielbetrieb teilnehmen. Nicht betroffene Vereine habe Möglichkeiten und Zeiten geschaffen, dass die geschädigten Vereine bei ihnen die Anlage nutzen konnten. Auch die Vereine aus dem benachbarten Nordrhein-Westfalen (Raum Bonn) haben Plätze zu Verfügung gestellt. Aktive Teams und Jugendmannschaften müssen zum Teil weite Strecken zum Training und zum Spiel aufwenden. 15 bis 20 km als eine einfache Strecke sind keine Seltenheit. Da müssen Trainer und Eltern einen Riesenaufwand betreiben. Aktuell sind die Vereine gut ausgerüstet und auf der sportlichen Seite gut versorgt. Der von ihnen gespendete Trikotsatz geht an den Verein Grafschafter SG, der drei neue Jugendmannschaften gemeldet hat, diese aber noch ausstatten muss. Das ist dem Verein eine große Hilfe.

Viele Hallen beschädigt
Ja es gäbe noch viel zu schreiben. Ich versuche aktuell, die Jugendlichen in Camps und Events etwas vom tristen Alltag abzulenken. Fahrten nach Mainz zum Bundesligaspiel mit ganz toller Unterstützung von Mainz 05. Besuche und Wochenenden an der Sportschule in Koblenz oder bei anderen Vereinen. Da auch viele Hallen beschädigt sind, wird es nun schwieriger, Fußball anzubieten. Und wenn ich es mal frei sagen darf: Schnelle und unbürokratische Hilfe hat die Politik versprochen, aber merken kann man davon nichts. Das Internet funktioniert noch nicht richtig. Anträge sollen aber Online gestellt werden, dort kommen dann die Fragen nach Personalausweisnummer oder Rentennummer. Alles ist weggeschwommen woher sollen die Menschen nun diese Nummern holen? Aber man muss nach vorne sehen und die Hoffnung stirbt zum Schluss“.

Spendenkonto des Bezirks
Der Fußballbezirk Nördlicher Schwarzwald unterstützt die Spendenaktion „Hilfe für Ahrtal“ und wird das eigens dafür eingerichtete Spendenkonto mit einem noch festzulegenden Betrag füttern. Über weitere Spenden freuen sich die Sportkameraden aus dem Ahrtal. An dieser Stelle gibt es die Zusicherung, dass 100 Prozent der Spendengelder an die Bedürftigen fließen. Hier die Nummer des Spendenkontos – IBAN: DE76 6425 0040 0009 4378 87 bei der Kreissparkasse Rottweil. Kontoinhaber des Treuhandkontos ist der Fußballbezirk Nördlicher Schwarzwald.

Regionales Fußball-Benefizspiel geplant
Ziemlich genau 30 Jahre ist es her, als beim SV Mühlen nach einem schrecklichen Hochwasser der Sportplatz in Mitleidenschaft gezogen, und dem Verein ein enormer finanzieller Schaden entstanden ist. Damals konnte der FC Bayern München zu einem Benefizspiel gewonnen werden, zu dem im Horber Stadion 2500 Zuschauer gekommen sind. Als Spieler auf dem Platz: Der damals 40-jährige Karl Schäfer. Wenn es nach dem Willen von Karl Schäfer geht, dann könnt mit einem Benefizspiel auch Geld für seine Spendenaktion „Hilfe für Ahrtal“ gesammelt werden. Nicht unbedingt mit dem FC Bayern, dafür aber mit regionalen Fußballgrößen. „Ich kenne die TSG Balingen und ich kenne den FC Holzhausen. Vielleicht machen die mal ein Vorbereitungsspiel gegeneinander“, schmiedet Schäfer bereits eifrig Pläne und Möglichkeiten, um das Ahrtal-Spendenkonto anwachsen zu lassen. Einen Spielort hat Schäfer auch schon im Visier: „Ich denke, beim SV Mühlen würde passen.“