Der vielseitige Abwehr-Spezialist | Württembergischer Fußballverband e.V.

Karl-Eugen Schiller vom TuS Betra ist nicht nur einer von dessen Ehrenvorsitzenden, sondern im Fußballballbereich insgesamt auch eine echte Funktionärslegende

Der vielseitige Abwehr-Spezialist

Auch wenn er bei seinem Heimat- und Stammverein TuS Betra seit dem 16. Januar 2016 kein Amt mehr bekleidet und an diesem historischen Abend im prominent gelegenen Betraer Sportheim um nun zweiten Ehrenvorsitzenden neben Hans Maier ernannt wurde, so ganz los vom Fußball kommt einer wie er eben doch nicht so einfach.

Schon vor knapp zehn Jahren hat „der Karl-Eugen“, wie er allenthalben respektvoll innerhalb der Fußballer-Familie genannt wird, kundgetan, dass nach dem Ende der – seinerzeit noch angestanden habenden – Baumaßnahmen und anderer Ereignisse wie Jubiläen für ihn dann „endgültig Schluss“ sei mit Ehrenämtern im Zusammenhang mit seinem geliebten Fußball. Dies hat sich damals bereits bis zum Fußballbezirk Nördlicher Schwarzwald herumgesprochen. Schmunzelnd erzählt Schiller im SÜDWEST PRESSE-Gespräch dann wie es damals dazu kam, dass aus ersten zarten Banden zum hiesigen Fußballbezirk schließlich doch recht schnell eine handfeste Beziehung wurde.

uf dem Parkplatz angesprochen

Es sei am Rande eines Fußballspiels in Betra gewesen, als ihn am Parkplatz, an dem er gerade als Einweiser tätig war, Willi Graf aus Sulz-Mühlheim begegnet sei und ihn trotz des Tohuwabohus um ein Pokalendspiel gefragt habe, ob er, Schiller, sich nicht vorstellen könnte, im Bezirk künftig mitzuarbeiten. Einen wie ihn könne man dort gut gebrauchen, ergänzte Graf, der Mitglied im Sportgericht des Fußballbezirks Nördlicher Schwarzwald war – und dies noch immer ist. Karl-Eugen Schiller überlegte kurz und beschied seinem Fußballerkameraden Graf, „dass ich das erst mit meiner Frau Sonja besprechen muss“. Nachdem das Spiel vorbei war, trafen sich Schiller und Graf wieder am Parkplatz und der Mühlheimer hieß ihn sehr zu seiner Verblüffung „Willkommen in unseren Bezirks-Reihen“.
Wie bitte? Graf nutzte die Zeit während des Spiels unter anderem dazu, Karl-Eugens Frau Sonja direkt anzusprechen und die konnte offenbar Graf umwerfendem Charme nicht widerstehen. „Deine Sonja hat mit das Okay für Deinen Einsatz im Bezirk gegeben“, überraschte Willi Graf den Ur-Betraer. So schnell kanns manchmal gehen und inzwischen ist Karl-Eugen Schiller bereits seit neun Jahren Kollege unter anderem von Robert Trautwein und Willi Graf in eben diesem Bezirks-Sportgericht. Und da der waschechte Betraer gerne mit diesem Team zusammenarbeitet, war es für ihn auch keine Frage, beim jüngsten Bezirkstag nochmals drei weitere Jahre an dieses Ehrenamt anzuhängen.

Karrierestart im Jahr 1966

Doch angefangen hat das mit dem Fußball für ihn alles viele Jahrzehnte früher. „Die meiste Zeit habe ich in der Abwehr gespielt, da war ich auf allen Positionen einsetzbar“, erinnert er sich an seinen Karrierestart im Juli 1966. Seine komplette Jugend hat er beim TuS Betra durchgespielt. Mit 17 Jahren wurde er ab 1975 in der ersten Mannschaft eingesetzt und ab der Folgesaison wurde er bereits zum Spielführer ernannt. Ein Amt, das er dann sage und schreiben elf (aktive) Jahre innehaben sollte. Knapp 30 Jahre waren es am Ende seiner Laufbahn, die er für eben diese erste TuS-Mannschaft gegen den Ball trat. Gerne erinnert er sich zurück an jene bewegten und aufwühlenden Zeiten, in denen der TuS Betra seinen fußballerischen Höhenflug erlebte und für den auch die Namen der damaligen Erfolgstrainer Leo Pratscher und Karl Zimmermann stehen.

Pokalerfolg 1976

Nicht nur bei regelmäßigen Zusammenkünften oder Stammtischen im TuS-Sportheim laufen diese erfolgreichen Jahre immer wieder vor dem geistigen Auge der alten TuS-Kameraden ab. Mit Stolz erinnern sie sich dabei etwa an den Sieg im Bezirkspokal im Jahre 1976 sowie die WFV-Pokalerfolge gegen Baiersbronn (damals 2. Amateurliga) und vor allem Freudenstadt, dass in jenen glorreichen hiesigen Fußballer-Jahren noch in der legendären Schwarzwald-Bodensee-Liga sportlich beheimatet war. Einer Liga, die heute etwa mit der Regionalliga vergleichbar wäre, erläutert Karl-Eugen Schiller. Am Ende der Saison 1977 / 1978 schaffte der TuS
Betra damals den kaum von jemandem für möglich gehaltenen Aufstieg in die damalige A-Klasse, die heute mit der Bezirksliga Nördlicher Schwarzwald vergleichbar ist.

Doch ab Beginn der 2000er-Jahre musste auch der TuS Betra bereits die bittere Erfahrung machen, dass es um die Zukunft des Vereins schwierig bestellt sein dürfte, wenn wegen des beginnenden Spielermangels gerade auch im Nachwuchsbereich nicht rechtzeitig dagegengesteuert würde. Über vier Jahre hinweg ging Betra deshalb eine Spielgemeinschaft mit der SG Empfingen ein. Und nachdem dieses Projekt wieder beendet wurde, mussten die Betraer zutiefst ernüchternd feststellen, dass die eigene erste Mannschaft wegen Spielermangels vom Spielbetrieb abgemeldet werden musste. Erstmals in seiner fast 100-jährigen Geschichte stand der TuS Betra ohne sein „Zugpferd“ Fußball da. Nach insgesamt vier Jahren in diesem durch und durch unzufrieden stimmenden Zustand wurde der Spielbetrieb dann jedoch wieder aufgenommen und vor knapp zehn Jahren ging der TuS Betra schließlich eine Spielgemeinschaft mit dem „Schwesternklub“ TuS Glatt ein.

Nebenbei merkt Karl-Eugen Schiller dabei an, dass er auch noch Gründungsmitglied der Betraer Narrenzunft „Keaschmecker“ war und sechs Jahre im dortigen Ausschuss saß. Auch in die ARGE Horb brachte sich Schiller mit ein, zumal deren Gründer Oskar Schon gleichfalls ein Betraer war und er bis heute von den Möglichkeiten und der Vision dieser derzeit darbenden ARGE Horb überzeugt ist.

17 Jahre als Vorsitzender

Doch quasi sein „Haupt-Ehrenamt“ widmete er dem TuS Betra, für den er bereits ab seinen jungen Jahren neben seinem fußballerischen Engagement auch Ausschussmitglied, zehn Jahre als Abteilungsleiter und schließlich 17 Jahre als erster Vorsitzender im Einsatz war. Als er im Februar des Milleniumsjahres 2000 zum TuS-Vorsitzenden gewählt wurde, war sein umfassender Einsatz sogleich gefordert, denn im Sportheim ereignete sich an der Fasnet ein Wasserrohrbruch mit fatalen Folgen für den Verein. Es musste eine neue Heizung installiert werden und der Kabinentrakt wurde komplett um- und eine Dusche eingebaut. Dadurch konnten gleichzeitig die Sportheim-Räumlichkeiten vergrößert werden.

Karl-Eugen Schiller und sein rühriges Team blieben weiterhin rege und im Jahre 2002 wurde nicht nur der Sportplatz saniert, sondern auch ein neuer Flutlichtmast am Trainingsplatz installiert. Eine Doppelgarage wurde erstellt und eine komplett neue Toilettenanlage entstand. Und die Gaststätte, dies sich ob ihrer exponierten Lage regelmäßiger Besucher erfreuen konnte, wurde gleichfalls renoviert. Da Karl-Eugen Schiller in jener Zeit gleichzeitig auch für zwei Jahre Vorsitzender der Betraer Vereinsgemeinschaft war, wurde auch eine neue Küche in die Hohenzollernhalle eingebaut und auch neue Kühlanlagen dort geschaffen. Wichtig ist ihm dabei, zu erwähnen, dass der erste Ehrenvorsitzende des TuS Betra, Hans Maier, zusammen mit Otto Brendle treibende Kraft war, für die später erfolgte Kooperation im sportlichen Bereich mit der SG Empfingen. In den 20 Jahren unter Hans Maier wurde auch der Sportplatz im Gewann „Hilf“ gebaut und eingeweiht. Seinerzeit gruben die TuS’ler einen 400 Meter langen Graben, um das Sportheim an das öffentliche Kanalnetz anschließen zu können, wovon auch der hinter dem Sportplatz gelegene Bauernhof, der „Heuhof“, profitierte, erwähnt Schiller im SÜDWEST PRESSE-Gespräch so nebenbei. Noch heute seien sie dem Empfinger Unternehmer Uwe Gfrörer dankbar für dessen Unterstützung der Betraer Interessen bei den anspruchsvollen Bauarbeiten, zeigt sich Karl-Eugen Schiller überaus dankbar.

Offizielle Rente im März 2022

Der Vater seiner beiden Söhne Jens und Andreas und inzwischen auch Opa seiner Enkelin Mia hat in Betra den Beruf des Elektroinstallateurs erlernt und ging dann vor 35 Jahren zu Mercedes-Benz nach Sindelfingen und arbeitete dort bis zum 1. März 2021, als seine passive Altersteilzeit begann, im Kundendienst und der Disposition für die Auslands-CKD-Werke des Konzerns. Ehrgeizig wie er immer war, hat der TuS-Ehrenvorsitzende „beim Daimler“ seinen Industriemeister in Elektrotechnik und als Sicherheits-Fachkraft erlangt und bereitet sich inzwischen mental auf seine im kommenden März beginnende offizielle Rente vor. Kaum zu glauben wie Schiller es über diese Jahrzehnte hinweg geschafft hat, trotz Beruf und Familie derart auch noch in verantwortlicher Position Ehrenämtern nachzugehen, die ihn auf breiter Front zusätzlich so richtig forderten.

Er scheint gut damit leben zu können, in der Zwischenzeit „nur“ noch das Ehrenamt im Fußballbezirk bekleiden zu dürfen. Einer wie er muss sich in der Tat nicht die Frage stellen, eventuell zu wenig für die Allgemeinheit geleistet zu haben. Dennoch treibt den bekennenden Betraer eines doch mächtig um. Es ist der gegenwärtige Zustand um die ARGE Horb, die aktuell und nach 40 Jahren im Begriff stehen könnte, sterben zu müssen. Eine Vorstellung, die dem TuS-Ehrenvorsitzenden die Zorn- und Sorgenfalten gleichermaßen ins Gesicht treibt. Diese Erfolgsstory so beenden zu müssen, will ihm einfach nicht in den Sinn kommen. Stattdessen hofft er darauf, dass sich jüngere Sportlerinnen und Sportler finden mögen, das ARGE-Schiff auch in Zukunft auf Kurs zu halten, „wobei dies nicht unbedingt Fußballer an der Spitze sein müssen“. Durchaus denkbar und vor allem zeitgemäß „und jederzeit vorstellbar“ ist es für das Funktions-Urgestein aus dem Hohenzollerischen, auch eine Frau an der Spitze zu sehen. „Wichtig ist für ganz Horb ganz einfach, dass die ARGE weiter am Leben bleibt und nicht zum Sterben verurteilt ist.“

Ehre, wem Ehre gebührt

Karl-Eugen Schiller (63), seit dem 16. Januar 2016 Ehrenvorsitzender seines Heimatvereins TuS Betra, wurde von diesem auch mit der Vereinsehrennadel in Gold ausgezeichnet. Zudem erhielt er die WFV-Spielerehrennadel in Bronze sowie gleichfalls vom Verband dessen Verbandsehrennadeln in Silber und in Bronze. Ebenso wurde er mit dem Verbandsehrenbrief geehrt. Eine Ehrung erhielt er auch von der Stadt Horb für sein Engagement in der ARGE Sport und vom Deutschen Fußballbund erfährt er demnächst noch eine offizielle DFB-Ehrung, wie am jüngsten Bezirkstag bekanntgegeben wurde.

Bericht von Willy Bernhardt / Südwestpresse