Karl Schäfer vom TuS Ergenzingen ist in der Region so etwas ähnliches wie der „personifizierte Fußball“. | Württembergischer Fußballverband e.V.

Nördlicher Schwazwald - Spieler vergangener Tage - von Willi Bernhardt SWP

Karl Schäfer vom TuS Ergenzingen ist in der Region so etwas ähnliches wie der „personifizierte Fußball“.

Karl Schäfer vom TuS Ergenzingen ist in der Region so etwas ähnliches wie der „personifizierte Fußball“. Dass ihn sein Verein zum Ehrenvorsitzenden ernannte, erfüllt ihn schon mit Stolz.

Karl Schäfer (70) scheint sich beim Blick auf seine persönliche und sportliche Vita selbst zu wundern, wenn er kompakt sieht, was sich in seinem bisherigen Leben so alles zugetragen hat. Es kann in der Tat nicht wenig gewesen sein, denn umsonst erhält man nicht die Ehrenmedaille in Bronze der Stadt Rottenburg (2017) und wird erst recht nicht Ehrenvorsitzender des TuS Ergenzingen. Keine Frage, einer wie Karl Schäfer hat es verdient, in der SÜDWEST PRESSE-Ehrenamtsserie aufzutauchen.

Karl Schäfer, allerorten respektvoll als „der Karl“ bekannt und ein Begriff, bekam nichts in die Wiege gelegt. Der gebürtige Rohrdorfer wuchs dort mit drei Geschwistern auf und die Eltern lebten von der Landwirtschaft. Die Mutter starb bereits im Alter von 38 Jahren, als die Kinder im Alter zwischen drei und zehn Jahren waren. Anfang 1966 begann er seine Mechaniker-Ausbildung bei der Horber Firma Ledermann und wurde hernach in die Produktion übernommen. 1978 wurde er zum ersten Mal in den Betriebsrat gewählt. Diesen übernahm er dann 1985 als Nachfolger des ausgeschiedenen und legendären Horber SPD-Stadtrats Eugen Haid und übte diesen verantwortungsvollen Job bis zu seinem Ausscheiden im Jahre 2014 aus – also beinahe 30 Jahre.

Karl Schäfer fasst sich beim Blick auf seine berufliche und familiäre Vita kurz und und dankt seiner Frau Annemarie, mit der er seit 1974 verheiratet ist, für deren Verständnis und Rücksichtnahme über all die Jahre. Und jetzt im Rentneralter darfs für Karl und seine Annemarie dann schon auch mal etwas „exotischer“ sein. Zuletzt unternahmen sie eine Kreuzfahrt ans Nordkap und in 2023 stehen Island und Schottland auf dem Programm verrät er.

Doch es gibt eben auch diese „andere Welt“ des Karl Schäfers, und die ist ohne Wenn und Aber im Fußball angesiedelt. Selbstbewusst sagt er im Rückblick dies: „Am 1. April 1960 begann für mich bei den Sportfreunden Rohrdorf in der Jugend eine sehr erfolgreiche Fußballzeit.“ Schon in der D-Jugend trug er dazu bei, die Staffelmeisterschaft zu erringen. An das 6:5 gegen den ASV Horb und vor allem an das 6:0 gegen den TuS Ergenzingen erinnert er sich noch selbst ganz gern, denn dabei erzielte er jeweils alle Tore für seine Rohrdorfer im Alleingang. Nur einen Wermutstropfen hat er dabei zu vergießen, nämlich wenn er von der „bitteren Niederlage“ im Endspiel um die Kreismeisterschaft gegen die SG Empfingen spricht. „Das haben wir mit 2:3 nach Verlängerung verloren und kurz vor Ende der regulären Spielzeit verschoss ich einen Elfmeter, sonst wären wir als Sieger vom Platz vergangen.“ Das war Ende der 1960er-Jahre. In jener Zeit schaffte es Schäfer sogar in den erweiterten WFV-Auswahlspielerkreis. In diesem befanden sich damals Uli oder Dieter Hoeneß.

29 Treffer in einer Saison

Nach der Jugendzeit spielte er zwei Jahre bei seinem Heimatverein SF Rohrdorf, doch da er „unbedingt“ in einer höheren Liga spielen wollte, folgte er dem Ruf des TuS Ergenzingen, bei dem sein Bruder Rudolf („Rudi“) damals in der A-Jugend spielte. Gleich in der ersten Saison 1972 / 1973 wurde der TuS mit Karl Schäfer A-Klassen-Meister und Aufsteiger in die damalige Zweite Amateurliga. Zudem wurde er mit 29 Treffern Torschützenkönig. Seinem Bruder Rudi gelangen 21 Erfolgserlebnisse. Drei weitere Jahre blieb Karl beim TuS. 1977 erwarb er an der WFV-Sportschule in Ruit die Trainer-B-Lizenz, wobei er freilich bereits zuvor als Trainer (in der Rohrdorfer A-Jugend) aktiv war. Von 1982 bis 1991 trainierte er dann die Ergenzinger B-Jugend. Parallel kickte er auch noch aktiv. Kein Wunder, wenn Karl Schäfer „von einer großen Belastung“ in dieser Zeit spricht.

1979 übernahm Karl dann erstmals das Amt eines Spielertrainers beim FV Ahldorf, der eine Saison zuvor aus der Landesliga abgestiegen war. Für ihn, Schäfer, „eine neue Herausforderung“. Auch in Ahldorf erlebte er eine erfolgreiche Zeit, die jedoch ,mit einem negativen Erlebnis 1987 / 1988 endete. Nach der Horber Stadtmeisterschaft in der Hohenberghalle laborierte er lange an einem erlittenen Jochbeinbruch, den ihm ein gegnerischer Spieler zuführte. Eigentlich wollte er danach seine Kickstiefel an den berühmten „Nagel“ hängen. Bis heute jedoch halte die Freundschaft zum FV Ahldorf und vor allem zu dessen Ehrenvorsitzendem Manfred Ruggaber an, der jährlich einmal zu einem Kameradschaftstreffen einlade.

1986 kickte Karl Schäfer beim Prominentenspiel einer Horber Stadtauswahl unter anderem gegen Gerd Müller, Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein, Horst Eckel und Wolfgang Overath. Bei der 3:6-Niederlage gelangen ihm dabei aber immerhin zwei Tore gegen die einstige Münchener 1860er-Torwartlegende Petar „Radi“ Radenkovic. Als Spielertrainer feierte er Erfolge mit dem SV Mühlen und stand auch 1990 in Horb vor 2500 Zuschauern im Stadion auf dem Feld, als es im Rahmen eines Benefizspiels gegen den FC Bayern München um Geld für den vom Neckar-Hochwasser heimgesuchten Mühlener Sportplatz ging. Es folgten erfolgreiche Stationen beim SV Tumlingen-Hörschweiler und (wieder) beim TuS Ergenzingen, doch endete dieses Zwischenengagement für Karl Schäfer eher enttäuschend. Ihm wurde ein anderer Trainer vor die Nase gesetzt. Nach drei Jahren bei der SG Rohrdorf-Eckenweiler nach deren Fusion gings für ihn wieder nach Ergenzingen. Zunächst nochmals als Trainer in der Saison 2000/01.

Schäfer startete nach dem Landesligaabstieg mit dem Neuanfang. Doch eigentlich hatte er sich Anfang des neuen Jahrtausends schon auf eine Funktionärskarriere eingestellt und gehörte dem TuS-Hauptausschuss an. 2001 wurde er zum Stellvertreter von Günther Goll als Vorsitzender gewählt, den er 2004 in diesem Amt beerbte. Einen seiner Schwerpunkte hat Schäfer auf das Ergenzinger Pfingstturnier gelegt. Doch sein größtes Projekt war der Bau des neuen Kunstrasenplatzes, damals das Beste weit und breit, das es auf dem Markt gab. Als dieser dann am 9. September 2007 endlich eingeweiht werden konnte, gab sich die Prominenz die Klinken in die Hand. 2017 schließlich – und nach 13 Jahren im Amt – kandidierte Karl Schäfer nicht mehr. Er engagierte sich in der Folge in der Flüchtlingsarbeit und erfuhr ob seiner jahrzehntelangen ehrenamtlichen Arbeit im Sport höchste Ehrungen durch den Deutschen- und Württembergischen Fußballverband. Und von der Stadt Rottenburg, dem hiesigen Fußballbezirk und „seinem“ TuS Ergenzingen sowieso.

Wandergruppe übernommen

Doch so ganz kommt ein Karl Schäfer von seinem Fußball eben doch nicht los. Sein Enkel Julian spielte beim SV Bondorf in der D-Jugend und für die wurde gerade ein Trainer gesucht. Zwei Jahre folgten seither seither bei der D- Jugend und zwei weitere in der C-Jugend der SG Gäufelden / Bondorf und nun in der B-Jugend. Aber nach dieser Saison soll nun „endgültig“ Schluss sein mit der Trainerarbeit. Langweilig wird es Karl aber danach bestimmt nicht. „Ganz aktuell habe ich beim TuS noch eine weitere Aufgabe übernommen. Seit einem Monat gibt es eine Wandergruppe und da bin ich mit verantwortlich“, sagt er.

Bericht von Willi Bernhardt Südwest Presse