„Mir kommt hier und da schon mal eine Träne“ | Württembergischer Fußballverband e.V.

Dieter Sesterheim bedankt sich für die Spendenbereitschaft im Bezirk Nördlicher Schwarzwald bei Karl Schäfer.

„Mir kommt hier und da schon mal eine Träne“

Der Vorsitzende des Fußballkreis Rhein-Ahr innerhalb des Fußballverbandes Rheinland, Dieter Sesterheim, hat sich in einem Brief an der Ergenzinger Karl Schäfer gewandt. Schäfer hat kurz vor Weihnachten 2021 zusammen mit dem Fußballbezirk Nördlicher Schwarzwald eine Spendenaktion für flutgeschädigte Fußballvereine im Ahrtal ins Leben gerufen. In den jetzt ziemlich genau elf Monaten wurden schon 22 000 Euro an Bargeldspenden gesammelt und übergeben. Die nicht genau bezifferten Sachspenden belaufen sich zudem noch auf rund 10 000 Euro.

Herzlichen Dank vorab nochmal an Dich, lieber Karl, und alle anderen, die zu den vielen Spenden beigetragen haben.

Dieter Sesterheim (Vorsitzende des Fußballkreis Rhein-Ahr)

Sesterheim schreibt: „Herzlichen Dank vorab nochmal an Dich, lieber Karl, und alle anderen, die zu den vielen Spenden beigetragen haben. Wenn die Zeit mal etwas ruhiger ist und ich alles Mal so bedenke, kommt mir hier und da schon mal eine Träne. Ich hoffe, dass ich in 2023 einmal die Gelegenheit habe, mich persönlich in eurer Region zu bedanken.

Die letzten zwei Wochen waren sehr anstrengend. Das erste Mini-Spielfeld in Hönningen an der Ahr, was von der Spende von einer Million aus Katar gebaut wurde, ist am 13. November übergeben worden. Natürlich war die Presse in der Woche davor sehr aktiv und auch der Südwestfunk als Fernsehanstalt. Ich habe gar nicht gewusst, dass es so viele Zeitungen gibt, denn die Anfragen waren riesig. Warum hat man das Geld angenommen? Welche Bedingungen wurden gestellt? Wie geht es weiter? Das waren die Fragen, die ich immer wieder beantworten musste.

Wir haben uns natürlich informiert und wegen Katar mit allen nur möglichen Behörden gesprochen. Am Ende gab es nur dieses Ergebnis, das Geld anzunehmen, um den Kindern im Ahrtal heimatnah wieder Fußball auf einem entsprechenden Feld anbieten zu können. Wir haben aktuell für 2023 noch sieben weitere Mini Spielfelder geplant. Ein Feld Größe 40×20 Meter kostet 98 000 Euro. Neben dem Feld in
Hönningen sind noch in Ahrbrück, Bad Neuenahr sowie Bad Bodendorf neue Mini Spielfelder entstanden. Da ja auch schon weitere Mini Spielfelder vorhanden waren, können wir nun einen Spielbetrieb auf diesen Feldern für F-, E-, sowie D Junioren anbieten. Des weiteren besteht die Möglichkeit, dass die Senioren und auch Alte Herren dort trainieren. Zu den Vereinen muss man sagen, dass alle so wie vor der Flut am Spielbetrieb teilnehmen. Auch die SG Kreuzberg/Ahrbrück ist wieder dabei, diese hatten im ersten Jahr den Spielbetrieb ausgesetzt: Das Vereinsheim war total zerstört und Platz komplett verwüstet.

Die Vereine sind auch dank eurer Spende wieder gut bestückt und aufgestellt. Die Vorrunde in der Saison 2022/2033 ist soweit abgeschlossen. Alle betroffenen Vereine spielen nun auf anderen Sportplätzen, wo sie dann auch trainieren. Dazu müssen sie aber oft 15 bis 25 km einfache Strecke fahren. Ein Teil der Vereine spielen auch im nahen Nordrhein Westfalen. Genau da fangen jetzt aber die Probleme an. Vielen, besonders im Seniorenbereich, ist der Aufwand, der nun fast eineinhalb Jahre so ist, zu viel. Dazu kommen dann durch die eng getaktete Trainingsangebote Zeiten, die dann oft nicht machbar sind. Daher sehe ich auch nach Gesprächen mit den Vereinen, zu denen ich guten Kontakt habe, etwas schwarz. Da ich aktuell schon auf 55 Spiele als Schiedsrichter komme und so oft dreimal am Wochenende unterwegs bin, ist der Austausch automatisch vorhanden.

Plätze fehlen nach wie vor, die Vereinsheime sind entkernt. Nun laufen die Ausschreibungen. Es fehlt aber an Mitarbeitern in den Verwaltungen, sowie auch Firmen, die die Arbeit ausführen. Aber grundsätzlich ist alles zu umständlich und dauert zu lange. Viele Vereine würden gerne, wenn sie die Materialien bekommen würden, selber Hand anlegen. Aber da die Renovierung vom Land gezahlt wird,
müssen hier Ausschreibungen erfolgen. Meiner Meinung nach werden wir, wenn überhaupt, 2024/2025 wieder den einen oder anderen Platz aufgebaut haben. Ob das alle Vereine (Fußball) dann überleben, ist die Frage.

Ich habe nun mit dem DFB sowie der Stiftung „Fußball Hilft“ einige Aktionen gefahren: Unterstützung der Vereine durch Fahrzeuge (VW Busse stehen den Vereinen bis Sommer 2023 kostenlos zur Verfügung), Container-Angebote zur Lagerung und als Umkleide.

Finanziell wurden die Vereine nur über Spenden wie von euch, oder anderen Vereinen und Personen unterstützt. Die Plätze und Vereinsheime werden (aber wann??) aus dem Fonds Wiederaufbau bestritten. Aber bis das passiert, sind noch viele Behördenhürden zu überspringen. Ich bin dabei die Frauen-/Mädchen Mannschaften des SC 13 Bad Neuenahr mit Tankgutscheinen zu unterstützen, denn sie müssen zum Training (hin und zurück) fast 60 Kilometer zurücklegen. Da kommt auch Geld aus der Spende von Euch zum Tragen.

Bei den Kindern und Jugendlichen gibt es schon einige Verluste, was nicht alleine an der Flut liegt. Hier muss man auch an Corona denken. Viele Vereine haben aber auch Zulauf, da ja die Sporthallen auch zerstört sind und nun einige den Fußball entdeckt haben. Problem ist dann, dass einige Vereine wenig Angebote machen können, weil die Plätze fehlen. Es sind noch genug Probleme vorhanden. Aber es geht auch langsam voran.“

Auszeichnung in der Staatskanzlei
Dieter Sesterheim ist als Ansprechpartner für Verbände, Vereine und Einzelpersonen im Ahrtal eine wichtige Stütze. Ab 1. Januar 2023 soll Sesterheim neuer Geschäftsführer der Stiftung „Fußball Hilft“ des Fußballverbandes Rheinland werden. Bereits am 13. Dezember ist Sesterheim Gast in der Staatskanzlei in Mainz. Dort wird der Funktionär („Jetzt hat auch mal jemand an mich gedacht“) von der Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit der höchsten Auszeichnung des Landes Rheinland Pfalz, der Sportplakette des Landes, ausgezeichnet.

Schecks wie diese hat Karl Schäfer (links) schon einige ins Ahrtal geschickt. Insgesamt hat Dieter Sesterheim (rechts) schon Geldspenden in Höhe von 22 000 Euro plus viele Sachspenden erhalten. Bild: Uli Bernhard