wfv-Präsident
Weihnachtsgruß von Matthias Schöck
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Vereinsverantwortliche,
liebe Freundinnen und Freunde des Fußballs,
es liegt ein ereignisreiches und wichtiges Jahr für den Württembergischen Fußballverband hinter uns. Zuallererst freuen wir uns alle sehr darüber, dass wir im Mai endlich wieder eine komplette Saison im organisierten Amateurfußball abschließen konnten – mit einer sportlichen Entscheidung über Auf- und Abstieg. Die Corona-Pandemie liegt größtenteils hinter uns und die Begeisterung für das Fußballspielen ist ungebrochen. Wir erleben derzeit einen bemerkenswerten Zulauf an Kindern und Jugendlichen in unseren Vereinen. Im Mädchenbereich zählen wir in der laufenden Spielzeit 2022/23 einen Zuwachs von 55 Teams, bei den Junioren beträgt der Anstieg gegenüber der Saison 2021/22 rund 500 Mannschaften. Diese Entwicklung stimmt mich sehr zuversichtlich, auch wenn für uns alle damit eine große Verpflichtung einhergeht, für gute Rahmenbedingungen zu sorgen.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei den vielen ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern bedanken, die täglich dafür sorgen, dass der Ball rollt und fliegt. Ob Betreuer, Jugendleiterin oder Platzwart – unsere Vereine sind auf diese Persönlichkeiten angewiesen, die Verantwortung übernehmen und ihre freie Zeit für ein Ehrenamt verwenden. Im Gegenzug sind wir alle dazu aufgerufen, dieses Engagement nicht einfach als selbstverständlich wahrzunehmen, sondern unsere Wertschätzung auszudrücken und auch einmal „Danke“ zu sagen – eigentlich ganz einfach, oder?
Ein sehr wichtiges Ehrenamt für den Spielbetrieb übernehmen unsere Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. Nicht selten pfeifen unsere Unparteiischen mehrere Spiele am Wochenende, teilweise bis zu 90 Partien in der Saison. Die Verantwortung verteilt sich dabei auf immer weniger Schultern. Aktuell zählen wir in Württemberg 4.529 aktive Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, in der Spielzeit 2019/20 waren es noch 5.176. Eine wichtige Voraussetzung, ein Ehrenamt gerne dauerhaft auszuüben, ist die Anerkennung, die einem entgegengebracht wird. Und hier sind wir alle gefordert. Im Handball tragen Nachwuchs-Schiedsrichter ein Trikot, auf dessen Rücken folgender Satz aufgedruckt ist: „Hier pfeife ich – oder willst DU?“. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Neben Enttäuschungen wie dem Abschneiden der Männer-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar hat das Jahr 2022 uns auch einige sportliche Highlights beschert. Unsere Frauen-Nationalmannschaft hat eine grandiose Europameisterschaft in England gespielt und sich auf eine sehr sympathische, bodenständige Weise präsentiert – nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch daneben. Der 1. Stuttgarter Futsal-Club hat erneut den Deutschen Meistertitel nach Württemberg geholt, der VfB Stuttgart hat sich in letzter Minute den Klassenerhalt gesichert, die Kickers haben nach dem Titel im DB Regio-wfv-Pokal vor einer Rekordkulisse mit ihren Fans zwei DFB-Pokal-Feste gefeiert, der SSV Ulm 1846 Fußball ist aktuell souveräner Regionalliga-Tabellenführer und der 1. FC Heidenheim überwintert in der Zweitliga-Tabelle auf Platz Drei.
Um all diese Erfolge in der Spitze feiern zu können, ist die Breite im Amateurfußball eine wichtige Voraussetzung. Die Basis eines leistungsorientierten Spielbetriebs ist eine Systematik von Staffeln auf Bezirks- und Landesebene, die pyramidal aufgebaut ist. Eine solche idealtypische Struktur ist bedingt durch eine sinkende Anzahl von Mannschaften im Spielbetrieb der Herren nicht mehr gegeben. Diese Entwicklung war für unseren Verband der Anlass, unsere Strukturen im Spielbetrieb auf ihre Zukunftsfähigkeit hin zu überprüfen. Zwei Kommissionen mit Beteiligung der Bezirke und der Vereine haben seitdem diese Strukturen im Spielbetrieb sowie in der Organisation des wfv beleuchtet und einen Vorschlag zur Anpassung vorgelegt. Begleitend zur Arbeit der beiden Kommissionen haben wir mit großem Aufwand einen Beteiligungsprozess für unsere Vereine aufgesetzt und acht Regionalkonferenzen sowie fünf Bezirksdialoge durchgeführt. Dazu haben wir über eine digitale Beteiligungsplattform Informationsmöglichkeiten geschaffen, die sowohl das Einbringen von Argumenten als auch die Diskussion und Abstimmung ermöglicht haben. Mit großer Sorgfalt und unter Abwägung aller Argumente haben wir gemeinsam daran gearbeitet, unseren Verband so auszurichten, dass wir mit einem belastbaren, ausgewogenen Spielsystem sowie einer angepassten Organisationsstruktur in die Zukunft gehen können.
Nach sechseinhalb Jahren intensiver Arbeit konnten wir den 291 stimmberechtigten Delegierten und Beiratsmitgliedern beim außerordentlichen Verbandstag am 25. Mai in der Stuttgarter Carl Benz Arena einen Beschlussvorschlag vorlegen, der mit einer großen Mehrheit für eine Spielklassen- und eine Verbandsstrukturreform angenommen wurde. Mit 79,3 Prozent bzw. 226 von insgesamt 285 Stimmen wurde die erforderliche 2/3-Mehrheit deutlich übertroffen. Für dieses klare Votum und das Vertrauen möchte ich mich bei den Vertreterinnen und Vertretern unserer Vereine und Bezirke auch an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken. Der Dank gilt auch allen Beteiligten im Ehren- und Hauptamt sowohl auf Verbands- als auch auf Bezirksebene, die sich in der Vorbereitung dieser Entscheidung mit großem Einsatz eingebracht haben.
Abschließend möchte ich auch noch einmal unsere Vereine sowie deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ansprechen. Ich will ausdrücklich deren herausragende Arbeit unterstreichen. In den vergangenen Jahren haben sehr viele Menschen bei uns eine Anlaufstelle gefunden, die ihre Heimat verlassen mussten. Der Sportverein bietet für diese Geflüchteten oftmals die ersten sozialen Kontakte und ist damit ein wichtiger Integrationsfaktor. Gleichzeitig arbeiten unsere Vereine unter schwierigen Rahmenbedingungen. Energieknappheit, Inflation, der soziale Wandel oder die Digitalisierung sind nur einige Themenfelder, die uns auch nach den Einschränkungen durch die Pandemie fordern. Wir haben in der Vergangenheit stets bewiesen, dass wir mit den Herausforderungen umgehen und diese weltweit einmalige Vereinslandschaft im organisierten Amateurfußball bewahren können. Darauf bin ich stolz und deswegen schaue ich auch optimistisch in die Zukunft.
Ihnen und Ihren Familien wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest sowie alles erdenklich Gute, vor allem jedoch gesundheitliches Wohlergehen, im vor uns liegenden Neuen Jahr 2023!
Matthias Schöck
Präsident des Württembergischen Fußballverbandes