Matthias Pakai spricht über die Probleme, die Trendsportart Walking Football im Bezirk Nördlichen Schwarzwald zu etablieren. Der 49-Jährige zeigt sich aber optimistisch.

„Alles Neue wird kritisch beäugt“

Wie auch schon beim Fußball war im Jahr2011 England der große Vorreiter beim Walking Football. 13 Jahre später schwappt die Erfolgswelle der Trendsport auch nach Deutschland rüber. Im Bezirk Nördlicher Schwarzwald soll Walking Football nun einen höheren Bekanntheitsgrad erhalten. Matthias Pakai, Referent für Freizeit und Breitensport im Bezirk, erklärt die Vorzüge.

NECKAR-CHRONIK: Herr Pakai hat sie das Walking Football oder Gehfußball-Fieber auch schon gepackt?
Matthias Pakai: Fieber, um es genießen und spielen zu können noch nicht direkt. Nach dem Motto: Erst die Arbeit und dann da Vergnügen.

Was ist für Sie das Begeisternde an dieser Sportart?
Ich bin begeistert von der Spielart und welche Möglichkeit sie für alle Altersklassen und Geschlecht bietet, welche aus Gesundheitlichen Gründen den Fußballsport in seiner bekannten Form, nicht mehr ausüben können. Spieler mit künstlichen Gelenken haben wieder die Möglichkeit, ihr Hobby auszuüben. Natürlich können auch diejenigen mitmachen, welche noch unversehrt sind und Spaß daran haben.

Es darf ja nicht gelaufen werden. Gibt es da klare Regeln oder gibt es da noch Grauzone?
Regeln sind so eine Sache. Ja, es gibt Regeln. Der DFB hat jetzt ein Regelwerk mit Voraussetzungen aufgelegt, die fern ab jeder Realität sind. Der WFV hat diese jetzt heruntergebrochen, da man mit zu viel Regeln, die Leute eher davon abhält, sich dem Walking Football anzunehmen. Es wurde jetzt bei der letzten Tagung auf der Geschäftsstelle des WFV darüber diskutiert, ob ein Schiedsrichter sinnvoll wäre oder durch eigene Regulierung gespielt wird. Es ist angedacht, bei dem Verbandsturnier, das ausgetragen werden soll, mit Schiedsrichter zu spielen.

Dieser Prozess muss wachsen und sich rumsprechen.

Matthias Pakai
Referent für Freizeit und Breitensport im Bezirk

Für wenn ist Gehfußball am besten geeignet?
Geeignet ist Gehfußball für jeden, der es spielen möchte! Natürlich, wie vorhin erwähnt, können Personen mit Handicap auch ihrem Lieblingssport nach gehen.

Die Trendsportart wurde bereit 2011 in England erfunden, warum hat es so lange gedauert, bis es in Deutschland populär wurde?
Da bin ich überfragt! Wir Bezirke versuchen, die Vorgaben des Verbandes umzusetzen, welche sie von Seiten des DFB aufgetragen bekommen! Warum jetzt erst das Thema Walking Football angegangen wird, müsste man in Frankfurt erfragen.

Während es in Deutschland immer beliebter wird, gibt es im Fußballbezirk Nördlicher Schwarzwald noch gar kein Angebot dieser Trendsportart. Warum?
Etwas Neues an die Frau und an den Mann zu bringen, ist nicht so einfach und ist ein steiniger Weg. Andere Bezirke im Verbandsgebiet sind auch dabei, den schweren Weg zu gehen und stehen bis dato gleich da. Der eine oder andere steht ein wenig besser da. Vor knapp einem Jahr wollten wir eine Infoveranstaltung zusammen mit dem WFV anbieten. Die Anmeldungen für diesen Spätnachmittag, welcher in Sulz stattfinden sollte, war mit drei Bezirksmitgliedern mehr als dürftig. Dazu kommt noch der Umstand, dass wir im Bezirk stark mit der Strukturreform des Verbandes eingespannt sind und daher keine Möglichkeit sahen, dass Thema Gehfußball zu 100 Prozent umzusetzen. Wir haben immer wieder unsere Kontakte zu den Vereinen genutzt, um dies zu kommunizieren und wollen spätestens nach dem Verbandstag das Thema forcieren.

Wann können Gehfußballer im Fußballbezirk Nördlicher Schwarzwald gegen den Ball treten?
Gleich morgen, wenn sich ein Verein sich dieser Sache annimmt, letztendlich muss auch von den Vereinen eine Bereitschaft kommen, Gehfußball anzubieten. Wir stehen mit Rat und Informationen jederzeit zur Verfügung! Aktuell sind wir mit der SG Dettlingen/Bittelbronn im Gespräch, um dort eine Infoveranstaltung mit dem WFV anzubieten.

Im Nachbarbezirk wird indes schon in Berneck/Altensteig gespielt! Zu den ersten Trainingseinheiten sind sieben und elf Personen gekommen. Sind die Zahlen nicht enttäuschend?
Im Bereich Freizeit und Breitensport arbeite ich und meine Kollegin Annemarie Mehl (Calw) schon seit geraumer Zeit zusammen und ich binde die Vereine aus dem Bereich Calw schon jetzt in unsere Arbeit und Angebot mit ein. Daher sehen wir dies nicht als Nachbarbezirk, sondern als ein Angebot im Bezirk Nordschwarzwald. Die Zahlen sind bei weitem nicht enttäuschend! Es ist ein Anfang, welcher aus einer Initiative der MediFit Fitness Gruppe (Wart und Nagold) ohne unser zutun entstanden ist. Dieser Prozess muss wachsen und sich rumsprechen. Ich möchte mich an dieser Stelle, bei dem Initiator für sein Engagement bedanken.

Was muss getan werden, damit das Angebot besser angenommen wird?
Vielleicht müssen wir uns nicht nur an Vereinen orientieren. Jedes größere Unternehmen bei uns im Bezirk arbeitet mit einem eigenen Fitnessprogramm für die Mitarbeiter zusammen. Der DFB ist gerade mit dem DOSB in der Klärung, dass Walking Football in den Bereich „Gesundheit und Sport“ mit aufgenommen wird. Sollte es so kommen, wäre der Schritt nicht mehr groß, dass die Krankenkassen dies in ihr Bonusprogramm mit aufnehmen könnten.

Für Juli ist sogar schon eine erste Württembergische Meisterschaft im Gehfußball angesetzt worden. Dort soll auch eine Mannschaft aus dem Nördlichen Schwarzwald teilnehmen. Ist das Ziel nicht sehr ambitioniert?
Auch hier wird schon als Bezirk Nordschwarzwald geplant. Die Idee kam von Annemarie Mehl und Uli Bernhard und wir versuchen, dies jetzt umzusetzen.

Glauben sie, dass sich Gehfußball etablieren wird?
Ich hoffe es! Walking Football kann ohne großes Zutun gespielt werden und bildet viele gesundheitliche Vorzüge. Nur es wird viel Arbeit mit sich bringen, denn alles Neue wird bekanntlich kritisch beäugt. Die Vorgaben vom DFB – wie zum Beispiel Beachsoccer – war auf Grund des Spielfeldes schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Dann haben wir das Thema Futsal, welches im Aktivenbereich durch fiel und nur im Jugendbereichumgesetzt wird und nur langsam aus dem Jugendbereich auf Verbandsebene herauswächst.