Trockenheit Auch die Sportplätze und die Sportvereine der Region leiden unter dem Hitzesommer. Manche Plätze sind hart wie Beton – andere wiederum strahlen weiter in sattem Grün. Warum ist das so?

Ausgetrocknet und hart wie Beton

Sommer 2022: Das Volk leidet unter der vermeintlich immer größer werdenden Hitze. Regenschauer – niemand der sie nicht herbeisehnt – lassen auf sich warten. Es wird zum Wasser sparen aufgerufen. Kommunen verbieten die Wasserentnahme aus Brunnen und/oder öffentlichen Gewässern. Mittendrin: Sportplätze, die anstatt im satten Grün in tristem Braun vor sich hin trocknen. In einem katastrophalen Zustand kommen vor allem die Plätze in Nordstetten und Betra daher. Dort ist ein gepflegtes Fußballspiel kaum mehr möglich. Statt eines grünen Teppichs finden die Spieler dort derzeit einen völlig vertrockneten Platz vor. Von einem Rasen kann gar keine Rede mehr sein. Beim Betreten des Sportplatzes fühlt es sich an, als ob man auf Stroh gehen würde. Die Edeltechniker der Ligen werden sicher keine Freude haben und auch die Grätscher nicht, die danach sicherlich wunde Beine haben werden.

Doch es sieht nicht überall gleich aus: Immer wieder finden sich auch noch Plätze, denen der Sommer offensichtlich nichts angetan hat. Beispiele dafür: Die Plätze in Empfingen und auch in Dettingen erscheinen immer noch in einem satten Grün. Aber wie hoch ist oder war der Preis dafür? Machen Vereine mit grünen Plätzen etwas, das andere nicht tun oder tun wollen? Haben die schlicht mehr Geld und fühlen sich der Natur auch moralisch nicht verpflichtet? Und machen Vereine mit vertrockneten braunen Plätzen zwar aktuell alles richtig, wenn sie nicht täglich tausende Liter Wasser verspritzen, um dann möglicherweise im Herbst gar keine Wurzelansätze mehr an den verdorrten Grashalmen zu haben?

Ein Platzbetreuer eines Vereins äußert sich der NECKAR-CHRONIK gegenüber so: „Eigentlich haben wir immer einen schönen grünen Platz. Als eine Woche lang die Beregnungsanlage defekt war und gleichzeitig zum Wassersparen aufgerufen wurde, war die Frage: Wie machen wir jetzt weiter?“ Er selber habe dann entschieden, trotz leichtem Ansatz von Braunschimmer auf dem Platz trotzdem nur auf Sparflamme zu beregnen. „Noch am selben Tag hat mich mein Vorstand angerufen und gesagt, dass es hier nur eine Lösung geben könne: Volle Kanne gießen.“

Andere Baustelle: Ein weiterer Verein – wir verzichten hier bewusst auf Namen – freut sich, dass er nach wie vor einen Rasen, wie einen Teppich vorweisen kann. Die Frage nach dem „warum“ lässt der Vorsitzende unbeantwortet: „Damit möchte ich nichts in der Presse bringen, weil das gegenüber anderen nicht fair wäre“. Nicht Fair? Wahrscheinlich wird hier einfach nur mit integrierter Bewässerungsanlage gearbeitet und die Kosten in Höhe eines knapp fünfstelligen Jahresbetrages machen dem Verein nichts aus, oder es kostet ihn gar nix, weil die Kommune für Platz und Platzpflege zuständig ist.

Stichwort Kommune oder Gemeinde: Sportkreispräsident Alfred Schweizer kennt auch die Problematik: „Es ist ein großes Problem. Die nicht bewässerten Plätze müssen vielleicht saniert werden. Dafür stehen im Moment noch keine Gelder zur Verfügung, weil die Plätze den Kommunen oder Gemeinden gehören“, sagt Schweizer. Obwohl damit zu rechnen sein wird, dass das Wasser immer knapper wird und die Sommer immer wärmer werden mit immer weniger Niederschlag, glaubt Schweizer nicht daran, dass die Zeit der Naturrasenplätze vorbei ist. „Die Tradition wird bestehen bleiben, es wird auch in Zukunft mehr Natur- als Kunstrasenplätze geben.“ Immerhin: Im vergangenen Jahr, als das Frühjahr sehr nass war und sich im Sommer immer wieder Regengüsse ergaben, waren die Zusatzkosten der Vereine für Beregnung nur minimal. Es ist wohl daher immer auch Abwägung mit sich selbst, wie vernünftig man bei notwendiger Bewässerung von Sportanlagen umgeht.

Und wie verträgt ein Platz, der derzeit total verbrannt ist, eigentlich so einen Sommer? Wir haben mit einem Gärtner – gleichzeitig Platzwart – geredet. Rasen, sagt er, sei sehr robust und erhole sich in der Regel schnell wieder. Problem sei aber, dass Gras nur sehr kurze Wurzeln habe. Und wenn sich dann daneben Unkraut mit längeren Wurzeln bildet, weil das noch an Wasservorräte in den trockenen Böden herankomme, dann werde es kritisch. „Das ist dann spätestens, wenn sich auf den Plätzen Unkraut bildet“, sagt er. Anzeichen dafür seien Risse auf den ausgetrockneten Böden in denen sich Bewuchs bilde.

„Da sind die Vereine machtlos“

Mahir Savranlioglu, Spielertrainer bei Rexingen/Dettingen, hat am Sonntag mit seinem Team im Pokal in Nordstetten gespielt. Ein Platz hart wie Beton. Grüner Rasen: nahezu Fehlanzeige. Aber Savranlioglu, der schon höherklassig gespielt hat, macht der Kombi Nordstetten/Bildechingen keinen Vorwurf: „Natürlich nicht. Es ist ja nicht so, dass die Vereine nichts für ihre Plätze tun“, sagt Savranlioglu. Bis hoch zur Dritten Liga sehe man derzeit Plätze, die in desolatem Zustand seien. „Die Natur zeigt den Vereinen ihre Grenzen auf. Da sind die Vereine machtlos“, sagt Savranlioglu und wirft schon mal einen sorgenvollen Blick auf sein erstes Punktspiel in der neuen Saison. Am Sonntag geht’s wieder gegen Bildechingen/Nordstetten. Dann nicht in Nordstetten, sondern in Bildechingen. Die Beschaffenheit der Plätze schenken sich nichts. Nichts für Edeltechniker.