Ex-Staffelleiter Siegfried Schall wirft dem Bezirksvorstand Nordschwarzwald Manipulation vor. Nach der Zeit des Schweigens gehen die Mitglieder des Gremiums nun zum Gegenangriff über. Von Sascha Eggebrecht
„Dem Betrug nie zugestimmt“
Nervenaufreibende Tage liegen hinter den Mitgliedern des Fußball-Bezirksvorstandes Nordschwarzwald. Der Vorwurf von Siegfried Schall hatte es auch in sich: Manipulation. Der Schiedsrichter der Gruppe Calw trat daraufhin als Staffelleiter der Kreisliga A Ost zurück – auch dem Jugendausschuss gehört er ab sofort nicht mehr an. Seine Begründung: „Diesen Betrug konnte ich nicht mehr mittragen. Ich bin nicht dabei, wenn manipuliert wird. Vielleicht war das ja die Methode des Vorgänger-Bezirks, um bei seinen Vereinen beliebt zu sein“, sagte er dem Schwarzwälder Bote. Rums! Der Bezirksvorstand steht am Pranger. Diese Sätze haben die Wirkung nicht verfehlt, sorgen aber nur für Kopfschütteln bei allen Beteiligten. Selbst der Ex-Bezirksvorsitzende Edgar Pakai war außer Rand und Band als er von diesen Vorwürfen hörte.
„Da haben wir alle erstmal geschluckt, als wir von seinem Rücktritt und von seinen Anschuldigungen gehört haben“, sagt Martin Stede, Bezirksspielleiter. Er und vor allem auch der Bezirksvorsitzende Wolfgang Ottmar stehen dabei im Brennpunkt der Schall-Kritik. Er wirft diesem Duo vor, eine gefälschte digitale Spielberechtigung beim A2-Reserveligisten Oberschwandorf gedeckt zu haben. Ein Spieler hatte unter falscher Identität gespielt.
Ich muss schon sagen, es geht an die Substanz und ich hatte schon schlaflose Nächte
Martin Stede, Bezirksspielleiter
Jetzt fordert Schall sogar, dass Köpfe rollen: „Sollte nichts passieren, werde ich weiter recherchieren“, droht er weiter an. Denn er gehe von weiteren Manipulationen aus und wirft damit indirekt den Vereinen im Bezirk Betrug vor. „Ich muss schon sagen, es geht an die Substanz und ich hatte schon schlaflose Nächte“, betont Stede. Auch die anderen Bezirksmitarbeiter hatten mit den Anschuldigungen zu kämpfen. Bis jetzt haben die Mitglieder des Bezirks Nordschwarzwald nämlich geschwiegen – eisern. Doch jetzt haben Ottmar und Co. genug von den Unterstellungen und sind bereit, diesen angeblichen Skandal aufzuklären.
Wir überlegen uns nun auch, rechtliche Schritte einzuleiten!
Wolfgang Ottmar, Bezirksvorsitzender
„Unsere bezirksinterne Stellungnahme erfolgte nach einem Austausch mit WFV-Mitarbeiter Heiner Baumeister. Auch unsere Vorgehensweise wurde in diesem Fall von Josè Macias und Matthias Harzer vom VSPA als völlig korrekt eingestuft. Wir weisen daher alle Beschuldigungen von Schall zurück. Wir überlegen uns nun auch, rechtliche Schritte einzuleiten“, sagt Wolfgang Ottmar, der erklärt: „Es geht um das Reserve-Spiel der A2 Oberschwandorf gegen Bad Teinach-Zavelstein vom 12. März.“
Dort war Annemarie Mehl ein Spieler in der Aufstellung aufgefallen, dessen Foto nicht zum Namen passte und sie informierte Siegfried Schall. Als dieser vier Tage später dann schon wieder in der Aufstellung zu finden war, hatte Schall den eingeteilten Schiedsrichter angerufen, mit der Bitte, dass er diesen Akteur per Personalausweis kontrollieren solle. Kurze Zeit später war dieser Spieler nicht mehr in der Liste zu finden. Auch im Bericht des Schiedsrichters war nichts zu lesen.
Denn das letzte Wort hat das Sportgericht, welches von Anfang an informiert war.
Martin Stede, Bezirksspielleiter
Danach schrieb Schall die Mail mit seinen Anschuldigungen an Wolfgang Ottmar, Martin Stede und Robert Trautwein. Warum bei Schall der Eindruck aufkam, der Vorstand würde nicht handeln, erklärt Stede: „Es war ein laufendes Verfahren. Da gibt es eine klare Aussage, dass es in dieser Zeit keine Auskünfte gibt. Denn das letzte Wort hat das Sportgericht, welches von Anfang an informiert war.“ Und da kommt nun der Vorsitzende des Bezirkssportgerichts, Robert Trautwein ins Spiel. „Ich habe die Mail von Schall erst am 16. März um 18.40 Uhr geöffnet.“ Wohl zu spät in den Augen von Schall. Der behauptet, dass der Bezirksvorstand nicht handeln würde. Trautwein erklärt die Verzögerung damit, dass er erst noch recherchieren musste. „Es waren nämlich zwei Spieler mit diesem Namen vorhanden. Da musste ich erst herausfinden, wer zu welchem Verein gehört. Am Ende ist herausgekommen, dass es ein Jugendspieler von Oberschwandorf war.“
Wir werden niemanden aus dem Vorstand rausschmeißen und es wird auch niemand seinen Hut nehmen, wie Schall es fordert.
Martin Stede, Bezirksspielleiter
In den Augen des Bezirksvorstandes habe Schall viel zu schnell und voreilig gehandelt. „Wie kann es sein, dass wir von Schall am 18. März, um 12.52 Uhr eine Antwort per Mail erhalten und um 14 Uhr am selben Tag schon ein Schmähartikel online erscheint. Wir sind um Sachlichkeit und Richtigkeit bemüht. Das sind wir unseren Vereinen und Ehrenamtlichen schuldig, gerade bei komplexen Vorgängen“, echauffiert sich Matthias Pakai (Stellvertretender Vorsitzender). Und eines ist für alle auch klar: „Wir werden niemanden aus dem Vorstand rausschmeißen und es wird auch niemand seinen Hut nehmen, wie Schall es fordert“, sagt Martin Stede.
Er müsste schon auf uns zukommen.
Bezirksvorstand
Mittlerweile hat Robert Trautwein auch sein Gerichtsurteil gesprochen: Der Verein Oberschwandorf hat eine Strafe von 300 Euro erhalten und der Jugendspieler wurde für vier Spiele gesperrt. Und wie geht es nun weiter? Die Mitglieder des Bezirksvorstandes sind nicht nachtragend und würden sich mit Schall an einen Tisch setzen, um alle Differenzen aus der Welt zu schaffen. Die einzige Bedingung: „Er müsste schon auf uns zukommen“, betont der gesamte Bezirksvorstand.
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Bericht Quelle: Sascha Eggebrecht / NeckarChronik
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Kommentar von Sascha Eggebrecht / NeckarChronik
über den angeblichen Manipulationsskandal
Die falsche Reihenfolge
Der große Verlierer ist Schall, der sein geliebtes Amt als Staffelleiter nun nicht mehr hat.
Ex-Spielleiter Siegfried Schall hat mit seinen Äußerungen in den vergangenen Tagen in der Presse für reichlich Zündstoff gesorgt. Der Schiedsrichter der Gruppe Calw wirft dem Bezirksvorstand des Nordschwarzwalds unter anderem Manipulation vor. Ein schwerer Vorwurf, der aber bei genauerer Betrachtung des ganzen Sachverhaltes nicht erkennbar ist. Vielmehr muss sich Siegfried Schall die Frage erlauben lassen, ob er die richtige Reihenfolge seiner Kritik eingehalten hat? Denn nach seiner Vermutung der gedeckten Spielmanipulation und des angeblichen Nichthandelns des Bezirksvorstandes hat er, statt sich mit den Beteiligten telefonisch oder persönlich auseinanderzusetzen, um das Problem aus der Welt zu schaffen, es vorgezogen, die Vereine und auch die Tagespresse zu informieren. Dies war sicherlich nicht korrekt und hat deshalb zu dieser Schlammschlacht geführt. Eines kann jetzt schon gesagt werden:
Der große Verlierer ist Schall, der sein geliebtes Amt als Staffelleiter nun nicht mehr hat.