Redakteur Tobias Zug (Schwäbisches Tagblatt Tübingen) hat einen netten Kommentar über den WFV-Pokalsieger von 1975 gemacht:

Der Pott ist in Freudenstadt

Mittwochabend, im Bett, da „ist es mir durch den Kopf gegangen“, berichtet Reinhard Claus. Weil seine Mitspieler von einst und er ja am heutigen Samstag bei der Gartenschau in Freudenstadt für ihr vor 50 Jahren geleistetes Werk geehrt werden vom Sportkreis, sollte doch auch die dafür errungene Trophäe da sein, dachte Claus. Und rief anderntags beim Württembergischen Fußballverband an. Dessen Pressechef Heiner Baumeister nahm sich der Sache an, besorgte über den aktuellen Pokalsieger SG Sonnenhof Großaspach tatsächlich den Pott, den Claus bei Baumeister in Herrenberg abholte. „Das war ein super Zug von dem Mann“, sagt Claus.

Nun steht der aus silberfarbenem Metall gefertigte Pokal im Büro von Reinhard Claus. Am Abend, ab 18 Uhr bei der Ehrung, werden ihn auch seine Mitspieler in ihren Händen halten – so wie im März vor 50 Jahren, als die Kicker der Spvgg Freudenstadt im heimischen Stadion vor 1400 Zuschauern im WFV-Pokalfinale die Spvgg Lindau im Elfmeterschießen besiegt hatten – und so als erster und einziger Verein den WFV-Pokal gewann aus dem Bezirk Nördlicher Schwarzwald, der mittlerweile mit dem Bezirk Calw zusammengegangen ist. Beide Teams kickten damals in der sogenannten Schwarzwald-Bodensee-Liga. Freudenstadt hatte zuvor auch höherklassige Teams besiegt wie den VfR Aalen mit dem späteren Nationalspieler Dieter Hoeneß. Ein Erlebnis, das prägt und verbindet: Die Spvgg-Kicker von damals treffen sich immer noch regelmäßig am Stammtisch ihres Mitspielers Harry Kläger. Deren Ehefrauen ebenfalls: „Und das sind alle immer noch die gleichen Frauen wie vor fünfzig Jahren“, sagt Claus.

Acht Spieler von damals werden bei der Ehrung am heutigen Samstag in Freudenstadt sein. Einige wie Reinhold Sillak und Fritz Knödler leben nicht mehr. Auf die starke Gemeinschaft, die das Team damals und jetzt auszeichne, werde er noch heute angesprochen, sagt Claus: „Mir sagen immer wieder Leute zum Beispiel beim Einkaufen: Euch haben wir früher gerne zugeschaut.“ Um die 700, 800 Leute kamen zu der Zeit regelmäßig zu den Ligaspielen der Spvgg, gegen den FC Tuttlingen sogar 2200. Claus: „Damals hatte fast jedes Auto hier einen Spvgg-Aufkleber.“
Als WFV-Pokalsieger durfte die Spvgg sogar die nächsten beiden Spielzeiten im DFB-Pokal mitspielen, wo sie erst gegen Erstligist Eintracht Braunschweig 0:7 verloren, im Jahr darauf gegen Zweitligist FSV Frankfurt 0:5. Passend zum Jubiläum stieg die Spvgg in diesem Jahr in die Landesliga auf und kickt somit im WFV-Pokal. Den Pott sollten die Spieler aber lieber heute mal anfassen, denn ein neuerlicher Freudenstädter Triumph ist äußerst unwahrscheinlich.