Lejs Djekic aus Wittlensweiler ist 16 Jahre alt und als Schiedsrichter bereits auf dem Weg in die Fußball-Landesliga.
Einfach auch mal lächeln
Fabian Schäfer von der SÜDWEST-PRESSE hat im Rahmen der Serie „Schwarzwald-Pfeifen“ eine Geschichte über den 16-jährigen Schiri Lejis Djekic aus Wittlensweiler gemacht
Spätsommer 2022, Wittendorf, eine D-Jugendpartie am Samstagmorgen – soweit nichts Besonderes. Knappe drei Jahre später könnte es das Spiel gewesen sein, bei dem eine große Schiedsrichter-Karriere ihren Anfang nahm. Lejs Djekic aus Wittlensweiler, damals 14 Jahre alt, leitet an diesem Morgen sein erstes Fußballspiel als Schiedsrichter. „Ich war brutal nervös – und das bin ich selten. Aber ich habe dann meinen Kopf ausgeschaltet und es einfach runtergepfiffen“, erzählt Djekic im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE. „Es war schwer, reinzufinden. Auf einmal musst du selbst alles entscheiden. Da habe ich komplett den Respekt gewonnen.“
Am Ende sei seine Premiere „okay“ gewesen, sagt der Teenager, der danach einen beeindruckenden Aufstieg hinlegt: Nur zwei Jahre nach seinem Neulingskurs pfeift Djekic in der Bezirksliga und landet noch in seiner ersten Saison dort im Beobachtungskader für die Landesliga. „Mein erstes Jahr in der Bezirksliga war als Lernjahr angesetzt. Für mich war wichtig, ein bisschen im Geschehen Fuß zu fassen, zu sehen, wie alles abläuft“, sagt der heute 16-Jährige. Mit der Saison 24/25 ist Djekic ziemlich zufrieden – auch wenn ihm der direkte Durchmarsch in die Landesliga nicht geglückt ist. Doch schon der Aufstieg in die Bezirksliga stellte für den Schüler einen großen Schritt dar.
„Es gibt Spiele, da ist das Tempo ganz schön hoch, da sind dann schon ein, zwei Maschinen dabei. Manchmal denkt man sich aber: Das könnte auch Kreisliga B sein“, sagt der Jung-Schiedsrichter grinsend. Sein Alter habe noch nie für Probleme gesorgt. „Ich gehe so ran, als ob ich älter wäre. Es gibt so kleine Tricks vor dem Spiel. Zum Beispiel einfach mal zu lächeln, wenn man ankommt, Hallo zu sagen. Damit gewinnt man viel Akzeptanz – und die braucht man“, erklärt Djekic. „Ich versuche, immer freundlich zu sein, muss aber natürlich dennoch durchgreifen können.“ Sicher und präsent wirken – das will der Jugendliche bei jedem Anpfiff. „Aber auch eine freundschaftliche Stimmung transportieren, damit sowohl Spieler als auch Zuschauer wissen, mit wem sie es zu tun haben.“
Das weiß Markus Teufel, Obmann der Schiedsrichter-Gruppe Nördlicher Schwarzwald, bereits sehr genau: „Lejs ist mit seinen 16 Jahren schon sehr weit und hat außergewöhnliches Talent. Mit Fleiß, der richtigen Einstellung und einem gewissen Gemüt kann aus ihm ein absoluter Top-Schiedsrichter werden.“ Das Talent kann sich derweil auch selbst gut einschätzen. „Meine größten Stärken sind meine Persönlichkeit und Ausstrahlung sowie meine Zweikampfbewertung“, sagt Djekic.
„Ich habe selbst lange gekickt, auch in der Landesliga, und habe daher ein gutes Gefühl dafür.“ Außerdem sei er ein sehr kommunikativer Referee. „Ich rede lieber mal mit den Spielern als gleich Gelb zu geben. Ich glaube, wenn man von Anfang an kommunikativer ist, kommt man allgemein mit weniger Karten aus.“ Potenzial sieht der Youngster bei sich im Bereich Lauf- und Stellungsspiel. „Ich stehe oft zu zentral. Aber ich sehe mir dann meine eigenen Spiele nochmal an und vergleiche meine Wege zum Beispiel mit Schiedsrichtern in den oberen Ligen.“
Die oberen Ligen – dort, wo am Ende wohl jeder aufstrebende Unparteiische einmal hinmöchte. Das ist auch bei Lejs Djekic nicht anders. „Mein Traum ist die Bundesliga“, sagt der junge Regelhüter. „Aber ich gehe alles langsam an, Schritt für Schritt. Mein erstes großes Ziel ist jetzt die Landesliga.“ Dort bereits angekommen ist Papa Elvedin Djekic, seines Zeichens Trainer der Spvgg Freudenstadt. Nach dem 3:2-Erfolg im entscheidenden Relegationsspiel gegen den TSV Frommern kehrt der
Bezirksliga-Zweite der abgelaufenen Saison nach siebenjähriger Abwesenheit in die Landesliga zurück. „Früher war ich fast jedes Wochenende bei seinen Spielen dabei, egal ob zu Hause oder auswärts. Jetzt ist es nur noch selten, weil ich selbst unterwegs bin“, erzählt Djekic junior, dessen Vater es ebenfalls nur vereinzelt schafft, die Spielleitungen seines Sohnes zu beobachten. Aber wenn, gibt es im Anschluss klares Feedback.
„Papa ist ein sehr ehrlicher Mensch. Wenn es schlecht war, sagt er mir das.“ Die Themen im Hause Djekic sind entsprechend eher monothematisch. „Ich würde sagen, wir sprechen zu 99 Prozent über Fußball und zu einem Prozent über was anderes. Wir sind eine komplette Fußballerfamilie“, erklärt Lejs lachend, dem neben der Schiedsrichterei eher wenig Zeit für andere Hobbys bleibt. „Ich fahre viel Fahrrad. Und bei gutem Wetter sind wir oft auch einfach barfuß auf dem Sportplatz und kicken.“ Ohne Fußball geht eben nicht.
Lejs Djekic (16 Jahre) Spvgg Freudenstadt
Was ist das Schönste am Schiri-Sein? Man sieht immer neue Dinge und trifft neue Leute.
Und das Nervigste? Die Rumfahrerei
Dein größter Erfolg? In die Landesliga-Beobachtung zu kommen.
Welche Trikotfarbe trägst du am liebsten? Gelb
Zu welchem Schiedsrichter schaust du auf? Deniz Aytekin