Die Schwarzwald-Pfeifen
Erfahrung und Funktionärsblut
Der Altensteiger Harald Bosch ist nicht nur seit rund 30 Jahre als Schiedsrichter unterwegs, so fungiert er auch als Beobachter, zudem übte er in der Nachbargruppe Calw das Amt des Obmanns aus.
Die Tätigkeit als Schiedsrichter zu amtieren, ist für den Altensteiger Harald Bosch schon ein wichtiger Bestandteil. Über drei Jahrzehnte ist der 67-Jährige an der Pfeife unterwegs. Normalerweise wäre es noch länger, denn Bosch legte bereits im Jahr 1982 in der Gruppe Calw die Schiriprüfung ab, machte aber 1994 wegen eines beruflichen Auslandsaufenthalts eine Pause. Im Jahr 2003 entschied er sich dann gemeinsam mit seinem Sohn, nochmals zum Besuch eines Neulingslehrgangs. Mittlerweile ist er im Besitz sowohl der bronzenen als auch silbernen Schiedsrichter-Ehrennadel.
Recht forsch kletterte Harald Bosch nach dem erfolgreichen Ablegen der Schiri-Prüfung in der Karriereleiter nach oben und dies in zweifacher Hinsicht: Gerade fünf Jahre war der damals für den SC Neubluach Spiele leitende Bosch bei den Schiedsrichtern, da wurde er zum Obmann der Calwer Schirigruppe gewählt. Von 1987 bis 1994 begleitete er dieses Amt sieben Jahre lang, dazwischen sogar für drei Jahre Bezirksschiedsrichterobmann im Bezirk Böblingen/Calw. Es folgte nach Hausbau auch der Umzug nach Altensteig, wo er auch als Jugendleiter beim TSV tätig wurde.
Mit 36 Jahren 1991 gelang ihm dann der Aufstieg in die Landesliga. „In dem Alter hast du in der heutigen Zeit, so gut wie keine Chance mehr, um in die Landesliga zu gelangen“, kann sich Bosch noch gut an seinen Sprung in den Kreis der Amateurligaschiris erinnern. In seinem letzten und entscheidenden Beobachtungsspiel war er in Schwieberdingen im Einsatz. „In diesem Spiel ist es mir sehr gut gelaufen“, spricht er rückblickend und bemerkt aber auch an: „Damals gab es aber auch Neider, die sagten, ist doch klar, wenn ein Obmann den anderen Obmann beim Pfeifen bewertet, dass er dann aufsteigt.“
Viel Praxis eignete er sich aber gerade in den Jahren vor dem Landesliga-Aufstieg an: „Da kamen in der Saison im Schnitt schon 100 Spiele zusammen.“ Auch als Schiedsricher-Assistent, damals war der Begriff Linienrichter üblich, fungierte Bosch an der Seitenlinie in der Verbandsliga im Gespann von Erich Frey aus Simmersfeld. Bis 1994 konnte er dann selbst als Gespannführer einige tolle Jahre in der Landesliga erleben, so wurde die Linienrichtertätigkeit passe.
Auf viele interessante, wie auch spannende Einsätze kann er zurückblicken, in besonders guter Erinnerung blieb ihm dabei das Finale beim Eyachpokal-Turnier in Gruol: „Erich Frey hat das Spiel geleitet, ich war an der Linie, da waren 2000 Zuschauer da, danach ist es sehr spät im Festzelt geworden, das war schon ein nettes Erlebnis.“
Im Jahr kam dann ein neuer Einschnitt im Leben von Harald Bosch. Berufliche Gründe waren für einen fünfjährigen Auslandsaufenthalt in den USA entscheidend. Damit war die Schiedskarriere zumindest mal unterbrochen. Während dieser Zeit gab es für Harald Bosch ein Ereignis, welches er wohl nie vergessen wird: Als Zuschauer bei einem Spiel seines Sohnes bemerkte er einen kapitalen Fehlpfiff des Schiedsrichters und machte im deutlich, dass er auch Ahnung von der Materie hat und teilte ihm mit: „Kollege, so ist es nicht richtig.“ Doch dies gefiel dem dortigen Referee überhaupt nicht, er alarmierte die Polizei und die Folge war: „Ich wurde von einem Polizisten abgeführt“, verstand Bosch damals die Welt nicht mehr. Heute schmunzelt er darüber.
Wie sehr der Altensteiger an der Schiedsrichterei seine Freude hatte, zeigte sich darin, dass er sich im Jahr 2003 entschlossen hatte, erneut an einem Neulingslehrgang in Gärtringen teilzunehmen und dies gemeinsam mit seinem ältesten Sohn Joachim, der bei Phönix Pfalzgrafenweiler spielte, diesem Verein schloss sich Vater Bosch dann auch an. Da eine gute Bekanntschaft zum damaligen Obmann Gerfried Grundke bestand, schloss sich Harald Bosch der Schirigruppe Freudenstadt an.
2010 stellte er sich dann einer neuen Herausforderung, nämlich dem Amt des Beobachters. Vier Jahre beobachtete er Schiris der Bezirksliga, ab 2014 folgten dann fünf Beobachterjahre in der Landesliga, seit 2019 nimmt er nun wieder Schiris in der Bezirksliga unter die Lupe und verteilt Punkte. „Das ist eine sehr interessante Aufgabe“, hat Bosch hier im Schnitt 16, 17 Einsätze je Saison: „Viele Schiedsrichter haben heute einen Paten dabei, der Kontakt mit einem sucht, aber ich habe mir auf die Fahne geschrieben, so reell wie möglich zu beurteilen“, sind für ihn Objektivität, ein gutes Auge und Einfühlungsvermögen für den Schiedsrichter-Kollegen von enormer Bedeutsamkeit.
Nicht nur Bewertungen vergibt der erfahrene Referee, selbst ist er natürlich auch noch als aktiver Schiri im Einsatz und gehört dem Bezirksligakader an: „Hauptsächlich bin ich in der Kreisliga unterwegs, Bezirksligaspiele sollen die Jungen pfeifen.“ Und da will Bosch, der seit drei Jahre für die Spvgg Grömbach pfeift, auch noch einige Spielrunden auf den Sportplätzen unterwegs sein: „So lange ich noch so laufen kann, zudem hat man sich in den vielen Jahren eine gewisse Erfahrung angeeignet und da ich fast zwei Meter groß bin, habe ich auch einen guten Überblick.“
Und langweilig wird es dem fußballversessenen Harald Bosch sicherlich nicht, denn auch als Funktionär ist er dicht beim Fußballsport dabei, so begleitet er zwei weitere Tätigkeiten im Bezirk Nördlicher Schwarzwald. Seit 2017 ist er auch Staffelchef der Kreisliga A1 und seit dieser Runde auch zuständig für die Kreisliga A2.
Das sagt Schiri Harald Bosch:
über Schiri Bosch:
… versuche, immer fair und unparteiisch zu sein. Habe keine Vorurteile.
Mein schlimmstes Spiel:
… ein Bezirksligaspiel 1990 im Raum Heilbronn. 89. Minute Rote Karte – Massenschlägerei und Spielabbruch. Viele unschöne Dinge. Und sehr viel zum Schreiben hinterher.
Schiri zu sein, bedeutet für mich,
… ein Teil des Spiels zu sein, auch wenn man nicht selber mitkickt.
Wenn ich die Wahl hätte, würde ich
… noch 20 Jahre pfeifen und die eine oder andere Regel etwas abändern.
Hauptsächlich bin ich in der Kreisliga unterwegs, Bezirksligaspiele sollen die Jungen pfeifen.
Harald Bosch
Schiedsrichter
Bericht Matin Körner (Neckarchronik)