Inklusion: Der Fußballbezirk Nördlicher Schwarzwald plant den Start einer Inklusiven Liga über die Bezirksgrenzen hinaus.

Mit Spielerpass und Meisterwimpel

Oliver Deutscher ist Abteilungsleiter und Inklusionsbeauftragter beim Württembergischen Fußballverband (WFV) und (wie er sagt) „einer, der manchmal auch ganz schräge Ideen hat“. Eine dieser Ideen ist beim kürzlich abgehaltenen Behindertensportfest in Vollmaringen entstanden: „Warum sollen wir es nicht wagen, eine inklusive Fußball-Liga in diesem Verbandsgebiet zu installieren?“

Deutscher hat direkt in Vollmaringen Kontakt zum Veranstalter SV Vollmaringen mit Abteilungsleiter Daniel Alber, dem dortigen Ehrenvorsitzenden Jürgen Kistner (Bindeglied des SVV zur Lebenshilfe Nagold) und dem Vertreter des Bezirks Nördlicher Schwarzwald, Robert Trautwein, geknüpft. Was in relativ kleinem, ungezwungenen Kreis begonnen hatte, fand nur ein paar Tage später auch seinen Platz in einer Sitzung des Bezirksvorstandes.

Die einhellige Meinung beim Vorsitzenden Edgar Pakai und seinen Vorstandskollegen war: „Da machen wir mit“. Pakai dazu: „Wir sehen natürlich die Notwendigkeit, auch den Personen mit Handicap etwas zu bieten“. Über das „wie“ haben sich in der Folgezeit Oliver Deutscher, Bezirksvorsitzender Edgar Pakai und der Referent für Öffentlichkeit im Bezirk Nördlicher Schwarzwald, Uli Bernhard, per Videokonferenz ausgetauscht und so manche „schräge Idee“ (siehe oben) aufgetischt und diskutiert. Eigentlich hatte Oliver Deutscher, wie er sagte, auf Einladung in Vollmaringen vorbei schauen wollen, um zu sehen, was da alles so abgeht.

Die bei ihm entstandene Idee war, den Fußballern und Fußballerinnen mit Handicap auch über dieses Turnier hinaus ein Betätigungsfeld zu bieten. Deutschers Idee: Eine inklusive Liga, die neben den bereits etablierten Turnieren, die jeweils geballt in den Sommermonaten stattfinden, auch noch einen strukturierten Spielbetrieb im Herbst und Frühjahr zu bieten. Dass man dabei bei weitem nicht in Konkurrenz zu bestehenden inklusiven Veranstaltungen (wie beispielsweise in Vollmaringen) treten will, sondern lediglich ein Zusatzangebot machen wolle, das versteht sich von selbst.

Zusammen mit dem Partner Fußballbezirk Nördlicher Schwarzwald ist angedacht, zunächst einmal zwei Spieltage in Turnierform anzubieten. Dabei wird es keine geschlechtsspezifische Trennung und auch keine Altersbeschränkung geben. Mitmachen darf und kann jeder, der dabei sein will.

Genau bei diesem Punkt ist man derzeit in den Planungen. In weiteren Gesprächen mit diversen Lebenshilfeeinrichtungen will man Eckdaten festlegen, wann und wie solche Turniere durchgeführt werden können: Ohne Gefahr einer Überlastung für Teilnehmer und Organisatoren zu laufen. „Wir wollen hier ja nicht nur etwas Künstliches auf die Beine stellen, sondern nachhaltig im Bereich Inklusion tätig werden“, sagt Edgar Pakai.

Dass der Radius einer angedachten inklusiven Liga nicht an Bezirksgrenzen gekoppelt ist, das versteht sich fast von selbst. Die Basis, so war das beratende Trio einig, solle zwar im Bezirk Nördlicher Schwarzwald gelegt sein und auch von dort organisiert werden, doch rund um den Bezirk seien Grenzen nahezu beliebig definierbar. Oliver Deutscher entsann sich an Früher und die inklusive „Ostalb-Liga“ gegeben habe.

Spontan war bei Uli Bernhard die Idee geboren, die einst legendäre „Schwarzwald-Bodensee Liga“ wieder aufleben zu lassen. Stichwort schräge Ideen: Oliver Deutscher warf ein, dass die einstigen gelben Spielerpässe in diesem Zusammenhang auch symbolisch eine Wiedergeburt finden könnten. Und dass am Ende eines wie auch immer gearteten Spieljahres ein Meisterwimpel verteilt wird, das sei natürlich auch klar.

In weiteren Vorberatungen zum Installieren eines inklusiven Wettbewerbs unter dem Dach des WFV wollen Deutscher und der Nördliche Schwarzwald über Jürgen Kistner jetzt weitere Kontakte zu Inklusiven Einrichtungen knüpfen und sich bezüglich weiterer Ideen austauschen.