Nachruf

Obmann-Legende Gerfried Grundke ist tot.

Nachruf
Über 30 Jahre leitete er die Schiedsrichtergruppe Freudenstadt. Der 82-Jährige pfiff seit 1959 im Bezirk Nördlicher Schwarzwald.

Die jüngste und erste Schiedsrichterschulung in der Saison 2022/2023 eröffnete der Vorsitzende der Schiedsrichtergruppe Nordschwarzwald, Markus Teufel, mit einer traurigen Nachricht. Er gab bekannt, dass der 82-jährige Schiedsrichterkamerad Gerfried Grundke aus Wittlensweiler am vergangenen Wochenende in einem Altersheim verstorben sei. Die Kameraden im proppenvollen Glattener „Sportler-Treff“ erhoben sich Grundke zu Ehren von ihren Plätzen.

Markus Teufel, quasi Grundkes Nach-Nachfolger als höchster Schiedsrichterrepräsentant im Fußballbezirk Nördlicher Schwarzwald, erinnerte daran, dass der nach langer Krankheit nun Verstorbene seit dem 1. Dezember 1959 als Schiedsrichter engagiert war und in den letzten Jahren noch immer als passives Mitglied der neu gegründeten Schiedsrichtergruppe Nordschwarzwald (NSW) geführt wurde. „Seine Leidenschaft, die Schiedsrichterei, gipfelte in den Einsätzen als überaus engagierter Schiedsrichter sowie als Beobachter in diversen Spielklassen. Zusätzlich stand Gerfried über 30 Jahre als Schiedsrichterobmann der ehemaligen Schiedsrichtergruppe Freudenstadt vor. Gerfried wird am Freitag, 22. Juli, um 14 Uhr auf dem Friedhof in Baiersbronn zu Grabe getragen“, informierte der NSW-Obmann seine Kameradinnen und Kameraden.

Der „Asprion-Coup“

Dass Teufel diese traurige Nachricht ausgerechnet im Glattener Sportler-Treff, schon seit vielen Jahren Heimstätte der Schiedsrichter aus dem Fußballbezirk Nördlicher Schwarzwald, ereilte, trägt auch eine gewisse Symbolik in sich. Dies deshalb, da es an diesem Ort einen denkwürdigen Tag für den jetzt Verstorbenen gab. Am 23. Januar 2009 hatte Gerfried Grundke seinen langjährigen Stellvertreter Wolfgang Reimann zu seinem Nachfolger als Bezirksschiedsrichterobmann vorgeschlagen, doch dann kam alles anders. Gewählt wurde der einstige DFB-Schiedsrichter Walter Asprion, gebürtig aus Horb-Bittelbronn – der in einer kämpferischen und eloquenten Rede praktisch spontan als Reimanns Gegenkandidat seinen Hut mit in den Ring geworfen hat und die Wahl dann auch sensationell, wenn auch knapp, gewann. Doch dass Asprions Bezirkschef-Zeit von nur kurzer Dauer sein sollte, ist mittlerweile auch schon längst wieder Geschichte. Andrea Fischer beerbte Asprion schon nach wenigen Monaten und als erste Frau überhaupt.

Doch inzwischen hat sich bei den Schiedsrichtern einiges getan und es ist auch wieder Ruhe eingekehrt. Zunächst, seitdem Frank Hinterlang als Bezirksschiedsrichterobmann wiederum Andrea Fischer aus Hallwangen im Amt beerbt hat und auch, weil inzwischen mit Markus Teufel ein jüngerer Kamerad mit erstaunlichem Erfolg die neu gegründete Schiedsrichtergruppe NSW leitet. Die entstand aus den bis dato autarken Gruppen Freudenstadt und Horb und bildet mittlerweile eine gemeinsame und schlagkräftige Schiedsrichtergruppe. Nach dem „Asprion-Coup“ von Glatten im Jahr 2009 wurde es um Gerfried Grundke dann ruhiger und in seinen letzten Lebensjahren hat er sich mehr und mehr von der Schiedsrichterei Stück für Stück verabschiedet.

Erstes Spiel 1960 geleitet

Der gebürtige Schlesier und langjährige Betriebsratschef der Freudenstädter Firma Bürkle legte als 19-Jähriger 1959 beim damaligen Lehrwart Albert Coltzau die Schiedsrichterprüfung ab und am 13. März 1960 leitete er sein erstes Spiel, erzählte Grundke der NECKAR-CHRONIK anlässlich seines 80. Geburtstags vor gut zwei Jahren. „Es war das Spiel der Reserven von Freudenstadt und Horb“, erinnerte er sich noch genau an dieses Spiel. Er blieb bis zum Schluss „seinem“ SV Wittlensweiler treu und pfiff für ihn sein gesamtes Schiedsrichter-Leben hindurch.

Der damalige Freudenstädter OB Erwin Reichert zeichnete Grundke ob seiner sportlichen Verdienste mit der Landesehrennadel aus und auch vom Württembergischen Landessportbund und vom Württembergischen Fußballverband wurde er mit höchsten Meriten bedacht. Mit seinen Kameraden Josef Burg, Rainer Fischer, Walter Hermes oder Manfred Petrasch begleitete er höherklassig pfeifende Kameraden an der Linie.

Als sein persönliches Highlight blieb ihm die damalige Leitung eines Spiels zwischen einer hiesigen Bezirksauswahl und dem damaligen frischgebackenen Französischen Meister Olympique Marseille Mitte der 1970er-Jahre im vollen Freudenstädter Hermann-Saam-Stadion in Erinnerung. Als er 1975 vom damaligen Freudenstädter Schiri-Chef Adolf König für das Amt des Einteilers gewonnen wurde, begann sein unaufhaltsamer Aufstieg im Schiedsrichterwesen. Doch dieser ist nun mit dem Tod des Alt-Bezirksschiedsrichterobmanns für immer beendet.