Das Projekt in Höhe von 260 000 Euro wird unterstützt und gefördert von „Leader Heckengäu“ und soll noch in diesem Jahr umgesetzt werden.

SV Vollmaringen · Inklusion Ein neuer Spielplatz für alle

Wenn es darum geht, den Blick in die Zukunft zur richten und über den sportlichen Tellerrand hinauszuschauen, dann ist man beim SV Vollmaringen an der richtigen Adresse. Erst recht dann, wenn es um das Thema Inklusion geht. In der Sache haben die Vollmaringer Fußballer mit ihrem Ehrenvorsitzenden Jürgen Kistner einen unermüdlichen Schaffer, der immer wieder neue Ideen kreiert und dann auch federführend in die Tat umsetzt. Mit einem sehr ambitionierten Zeitplan wollen und werden die Vollmaringer Sportler in diesem Jahr als erster Verein im weiten Umkreis einen inklusiven Spielplatz erstellen. Im April soll mit den Arbeiten begonnen werden, im Herbst 2024 soll das Projekt schon abgeschlossen und spätestens zum 31. März 2025 abgerechnet sein.

Finanzierung nahezu gesichert

Die Aktion wird von „Leader Heckengäu“ mit 127000 Euro bezuschusst. 40 Prozent davon kommen aus Landesmitteln. Der Rest wird aus EU-Mitteln gefördert. In gemeinwohlorientierten Projekten, sagt Jürgen Kistner, bestehe eine Vereinbarung zwischen „Leader Heckengäu“ und den beteiligten Gemeinden. Demnach verpflichten sich die Gemeinden und Städte, sich mit zehn Prozent an den Kosten des Projekts zu beteiligen. Dadurch wird der inklusive Spielplatz von der Stadt Nagold mit 22000 Euro gefördert. Von der „Aktion Mensch“ ist ein Zuschuss von 58000 Euro bewilligt. Inklusive weiterer Zuschüsse in Höhe von 8000 Euro (Bosch und WLSB) ist somit bereits jetzt die Finanzierung nahezu gesichert. Die Kosten für das gesamte Projekt liegen bei rund 260000 Euro. „Damit fehlen uns zur endgültigen Finanzierung noch rund 45000 Euro. Aber wir sind sehr zuversichtlich, dass wir diese Lücke noch ausgleichen können“, sagt Kistner. Seine Mitstreiter und er im Lenkungskreis hoffen auf weitere Spenden und Sponsorenleistungen.
Initialzündung für die Erstellung eines inklusiven Spielplatzes sei die Ausschreibung der „Ferry Porsche Stiftung“ gewesen, die insgesamt eine Million Euro für Sportvereine ausschüttete, die Kooperationen mit Behinderteneinrichtungen geschlossen haben und ein inklusives Projekt planen. Bei diesem Antrag kam der SV Vollmaringen zwar nicht zum Zug, aber die Idee, einen inklusiven Spielplatz zu erstellen, war damit geboren. „Diese Bewerbung war sicherlich die Geburtsstunde des inklusiven Spielplatzes“, sagte Kistner. Er und SV-Vorsitzender Uli Schick dürfen sich dabei den Begriff „Geburtshelfer“ anheften. Seit 1985 hat Vollmaringen neben dem Sportgelände bereits einen Spielplatz. 2005 wurde dieser erneuert, und in diesem Jahr wird nun auf dem Gelände alles neu und behindertengerecht gestaltet werden.
„Von Anfang an war es uns dabei wichtig, dass wir die Öffentlichkeit und auch Fachleute in unser Projekt einbinden“, erklärte Jürgen Kistner beim Pressegespräch. Deshalb wurde ein Lenkungskreis gegründet, der für Planung und Umsetzung zuständig ist. Zwei Leitungskräfte der Lebenshilfe Oberes Nagoldtal, zwei Eltern mit Kindern mit Handicap, vier Menschen mit Handicap sowie interessierte Bürger und Vertreter des Sportvereins gehören dem Gremium an. Vorsitzender Uli Schick und sein Stellvertreter Jürgen Kistner erklärten, wie wichtig es sei, direkt betroffene im Lenkungskreis eingebunden zu haben.

Rollstuhlfahrer mit einbeziehen

Die Planungen sehen vor, dass Spielgeräte wie beispielsweise ein Inklusionskarussell, eine Tischtennisplatte zum Unterfahren durch Rollstuhlfahrer, barrierefreie Schaukel, ein Rollstuhltrampolin, eine Seilbahn, Rollstuhlrutschbahn, Schaukeln und weitere Kleingeräte angeschafft werden. Wichtig dabei zu wissen sei, dass alle Geräte von allen, nicht nur von Menschen mit Handicap genutzt werden können.
Annika Stieler, Vertreterin der Lebenshilfe Oberes Nagoldtal, freut sich schon darauf, wenn der Platz genutzt werden kann: „Ich bin sicher, dass nicht nur wir aus Nagold, sondern auch viele andere Einrichtungen diesen Platz nutzen werden“, sagte Stieler.

Auch wieder ein Platz für das „Zügle“

Das „Zügle“ war auf dem bisherigen Spielplatz neben dem Fußballplatz des SV Vollmaringen die eigentliche Attraktion. Jürgen Kistner schildert: „Als wir das Zügle wegen großer Schäden abbauen mussten, gab es bei vielen Kindern Tränen. Uns erreichte eine Mail einer Mutter aus Bildechingen, die schrieb, dass ihr Sohn nicht mehr schlafen konnte, weil das Zügle fehle. Deshalb war für uns von Anfang an klar, dass auch auf dem inklusiven Spielplatz ein Zügle aufgebaut werden muss.“ Mit dem Bau des inklusiven Spielplatzes schließt sich im Übrigen für Kistner ebenso wie für Klaus Illiger ein Kreis: Beide SV-Urgesteine waren schon vor rund 40 Jahren dabei, als der erste Spielplatz beim Sportplatz aus der Taufe gehoben wurde.