Spielbetrieb
So funktioniert das DFB-Pilotprojekt „Playing-Down“
Die körperliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen verläuft in der Regel nicht linear und sehr individuell. Deutlich kleinere und leichtere Kinder treffen im sportlichen Wettkampf einer Altersklasse oftmals auf größere und körperlich stärkere Jungen und Mädchen. Man spricht hier vom „relativen Alterseffekt“, der für den weiteren Verlauf einer sportlichen Entwicklung für spätentwickeltere Kinder deutliche Nachteile mit sich bringen kann. Das vielleicht prominenteste Beispiel ist der argentinische Weltmeister Lionel Messi, der aufgrund des verzögerten Wachstums erst spät sein extremes Talent entwickeln und perfektionieren konnte.
Die großen Unterschiede in der biologischen Reife führen im Jugendfußball vielfach zu Benachteiligungen – im Training wie im Spiel. Eine deutliche geringere Körpergröße bspw. verringert die Möglichkeit, sich im Zweikampf gegen biologisch ältere Gegenspielerinnen und -Spieler durchzusetzen. In der Folge verlieren Spätentwickler oft die Lust an zweikampfgeprägten Sportarten. Studien belegen eindeutig die geringere Chance für biologische jüngere Kinder, für Auswahlkader berücksichtigt zu werden. In Mannschaftssportarten betrifft dies in der Regel Kinder und Jugendliche, die in der zweiten Hälfte des Kalenderjahres geboren werden.
Pilotprojekt „Playing Down“
Der DFB führt mit Beginn der aktuellen Spielzeit 2024/25 in mehreren Landesverbänden ein Pilotprojekt durch, das sich an biologisch jüngere Fußballerinnen und Fußballer richtet. Ziel ist es, betroffenen Kindern zeitweise die Möglichkeit zu geben, in einer jüngeren Altersklasse zu spielen („Playing-Down“), um sich dort mit körperlich ähnlich entwickelten Kindern zu messen. Das Projekt wird wissenschaftlich vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Tübingen begleitet.
Ob ein Kind in die Kategorie „biologisch jünger“ fällt, kann anhand objektiver Kriterien bestimmt werden. So wird bspw. das Körpergewicht in Relation zum Alter gemessen, wie auch die Körpergröße im Stehen und im Sitzen. Ausschließlich Kinder, die entsprechende Werte aufweisen, können einen Antrag stellen, übergangsweise in eine altersgerechte Spielklasse eingruppiert zu werden. Die Regelung gilt für ein halbes Kalenderjahr; nach Ablauf der Sondergenehmigung ist eine erneute Bestimmung der biologischen Messwerte notwendig.
Michael Supper, Verbands-Jugendleiter im wfv, sagt: „Der relative Alterseffekt ist bei Kindern und Jugendlichen im Wachstum ein bekanntes Problem. Gerade im Fußball als zweikampforientierter Sportart führt ein verzögertes Wachstum oft zum „Drop Out“, also dazu, dass Kinder sich anderen Freizeitbeschäftigungen zuwenden. Wenn wir durch eine altersgerechte Zuordnung der Kinder dieses frühzeitige Ausscheiden verhindern können, dann bleiben uns mit Sicherheit viele Talente erhalten, die später großen Spaß am Fußballspielen haben werden.“
Wie funktioniert „Playing Down“? Alle wichtigen Informationen gibt es hier.