Die Faszination und die Liebe zum Fußball eint Menschen egal welchen Alters, welcher Herkunft, welcher Hautfarbe, welcher Religion, welchen Geschlechts. Fußball ist die Sportart Nummer eins in Deutschland, nicht nur für Menschen ohne, sondern auch für viele Menschen mit Behinderung/Handicap. Unser Sport und unserer Sportplätze sind ein gutes Terrain, um auch Begegnung von Menschen mit und ohne Handicap zu schaffen.
Die 2008 in Kraft getretene UN-Behindertenrechtskonvention bildet die Basis für „Inklusion“. Inklusion bedeutet einerseits „Gemeinsam verschieden sein!“, andererseits beschreibt sie die gesellschaftliche Teilhabe, gleichberechtigt und selbstbestimmt.
„Inklusion“ sollte nicht nur ein Begriff bleiben, den es in die Gesellschaft und damit in unsere Vereine hineinzutragen gilt. Inklusion verlangt nach Leben, nach Zusammenleben, nach zusammen (Fußball) spielen. Der wfv ist sich seiner sozialen Verantwortung bewusst und möchte beeinträchtigten Menschen eine aktive Teilhabe am Fußball ermöglichen (siehe § 2 wfv-Satzung).
Sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und auf Inklusion im Verein einzulassen, erscheint auf den ersten Blick nicht einfach. Ist auch nicht einfach und soll auch nicht einfach sein. Das Ergebnis von Inklusion sollte jedoch jeden dazu ermutigen, sich zu fragen, wie er hiermit in Zukunft umgehen möchte. Warum? Der persönliche Gewinn, den ein Mensch, eine Mannschaft, ein Verein erfährt, indem er sich dem Thema öffnet und „Barrieren im Kopf fallen“, ist von unschätzbarem Wert.
Projekt für inklusive Fußball-Förderung (PFIFF)
Ein guter Botschafter für „Inklusion“ ist die 2014 gebildete Baden-Württembergische Landesauswahl für Menschen mit mentaler Beeinträchtigung, welche von Fritz Quien vom wfv-Trainerlehrstabs trainiert wird. Die Spiele dieses auch ganz maßgeblich vom VfB Stuttgart und vom Fanclub der Landtagsabgeordneten bzw. Ministerium für Soziales und Integration BW unterstützten Teams gegen Mannschaften aus dem Nichtbehindertenbereich kommend, sind ein wichtiger Mosaikstein, der aufzeigt, dass Fußball mit und ohne Handicap gemeinsam möglich ist. Das Team vertritt Baden-Württemberg bei der jährlich stattfindenden Deutschen Meisterschaft und bildet zugleich das „Dach“ für regional eingerichtete Trainingsstützpunkte in Stuttgart, Ravensburg, Reutlingen, Heilbronn, Ulm, Ellwangen, Mergelstetten (Heidenheim an der Brenz) und Zimmern o.R. an welchen Menschen mit Handicap ortsnah die Möglichkeit gegeben wird, entsprechend ihren Möglichkeiten Fußball zu spielen.
Seit September 2017 laufen diese Stützpunkte unter dem Titel „PFIFF“ (Projekt für inklusive Fußball-Förderung) in der gemeinsamen Verantwortung von VfB und wfv. Der offene Zugang zu den Trainingsstützpunkten, die Vermittlung der dort trainierenden Menschen mit Handicap in Vereine, das Schaffen von Begegnung auf dem Rasen bzw. das Qualifizieren von Talenten für unsere Landesauswahl, all dies prägt unser aktuelles Wirken in Sachen Inklusion. Unser erweitertes Fußballverständnis belegt, dass Inklusion (fußball)spielend erlebbar gemacht werden kann.
Zusammenarbeit mit dem WLSB
All diese Aktivitäten können durchgeführt werden, weil sich neben dem „exklusiven“ Auswahl-Partner VfB Stuttgart insbesondere der WLSB sowie alle drei Fußballverbände im Land hierfür einsetzten. Weiterführende Informationen zum Thema Inklusion sind auf der WLSB-Homepage zu finden. Der wfv hat im Oktober 2017 mit dem Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationssportverband (wbrs) eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Diese Kooperation ist ein Beleg für die Zusammenarbeit von Behindertensport und Nichtbehindertensport, also ein wesentlicher Beitrag zur Inklusion. Mit dem wbrs weiß der wfv einen Kooperationspartner an seiner Seite, der über große Erfahrung auf dem Feld des Behindertensports verfügt. Unterstützung auf diesem Feld findet der wfv auch seitens der DFB-Stiftung Sepp-Herberger.
Der regionale und überregionale Spielbetrieb für Menschen mit mentaler Beeinträchtigung liegt in der fachlichen Obhut von SOBW. Sie bildet die größte und bestorganisierteste Gruppe. Darüber hinaus gibt es zahlenmäßig kleinere Angebote für Fußballer/innen…
… mit celebraler Bewegungsstörung
… mit Hör- und Sprachschäden
… mit Blindheit und Sehstörungen
… mit Beinamputation
Inklusion im und durch Fußball hat jedoch auch seine Grenzen. Eine 100%ige Partizipation am klassischen Wettbewerbsfußball ist nur für einen begrenzten Kreis von Menschen mit Handicap möglich. Die Teilhabe von Fußballer/innen mit Blindheit oder Sehstörungen gänzlich unmöglich. Es existiert hier eine eigene, bundesweite Spielform (Blindenfußball-Bundesliga). Für Fußballer/innen mit Hör- und Sprachschäden sieht die Sache anders aus. Unzählige Spieler/innen oder Schiedsrichter/innen sind im wfv-Spielbetrieb inkludiert. Beinamputiert bedeutet wiederum, dass mit Prothese am wettkampfmäßigen Fußball teilgenommen werden kann; mit Krücken (bei gleichzeitiger Ablegung der Prothese) hingegen nicht. Mental beeinträchtigt sein, lässt wiederum eine Partizipation am Wettbewerbsfußball des wfv im Einzelfall zu. Was in allen Fällen jedoch immer funktioniert, sind vom vertrauten Wettbewerb losgelöste, neue Fußball-Varianten (z.B. Unified) oder Spielformen ohne Wettkampf- dafür aber mit mehr Begegnungscharakter.
Inklusion lebt schlussendlich vom Engagement unserer Fußballvereine und -abteilungen. Ihnen fallen heutzutage nicht mehr nur Aufgaben im rein sportlichen Bereich zu. Zunehmend spielen auch soziale Belange eine wichtige Rolle.
Handicap-Angebote im DFBnet eintragen
Der DFB hat bereits seit 2015 auf seiner Webseite die Rubrik „Handicap-Fußball“ mit umfassenden Informationen eingerichtet. Ein nächster Schritt war die Freischaltung eines Tabreiters „Handicap-Fußball“ im DFBnet Vereinsmeldebogen. Vereine können dort einen Ansprechpartner für „Handicap-Fußball“ und Angebote aufführen. Die Daten werden live aufgespielt und in die bestehende Handicap-Börse in der Rubrik „Handicap-Fußball“ auf der DFB-Webseite abgebildet. Interessierte Menschen mit Handicap finden in der Börse Vereine, die sich im Bereich „Handicap-Fußballs“ engagieren, sowie Anlaufstellen.
So funktioniert es: Vereine tragen selbständig einen Ansprechpartner im Vereinsmeldebogen ein. Unter dem Tab „Handicap-Fußball“ werden verschiedene Angebote, wie zum Beispiel Blinden- und Rollstuhlfußball oder integrative Spielformen, zur Auswahl angeboten. Diese können zusätzlich mit einer ausführlichen Beschreibung mit weiteren Informationen versehen werden.
Trainingseinheiten zum Handicap-Fußball finden Sie hier.
Wörterbuch mit Fußball-Fachbegriffen in Leichter Sprache – Beim Fußball sollen alle Menschen dabei sein können. Deshalb muss es Informationen geben, die auch alle Menschen gut verstehen können. Leichte Sprache können viele Menschen gut verstehen. Denn in der Leichten Sprache schreiben wir kurze Sätze und benutzen einfache und bekannte Wörter. Das Projekt „Leicht Kicken“ hat ein Online-Wörterbuch mit über 200 Fußball-Fachbegriffen in Leichter Sprache an den Start gebracht. Zum Wörterbuch.
Integration
Integration im Fußball ist nichts außergewöhnliches, sondern pure Selbstverständlichkeit. Diese Feststellung ist ein Erfolg der Bemühungen des DFB und seiner Landesverbände, weil diese Thematik in der Vergangenheit, insbesondere zu Beginn der 2000er Jahre, intensiv und mit wissenschaftlicher Begleitung bearbeitet worden ist.
Als neue Herausforderung erwies sich das Flüchtlingsthema, das seit dem Jahr 2015 auch den organisierten Fußball beschäftigt, weil es mit vielen Fragestellungen verbunden war, insbesondere hinsichtlich des Spielrechts von geflüchteten Menschen. Gleichwohl zeigte sich eine große Bereitschaft bei vielen Vereinen, diesen Menschen eine sportliche Heimat zu geben. Als die „Flüchtlingswelle“ begann, haben der DFB und seine Stiftung Egidius Braun in Kooperation mit der deutschen Nationalmannschaft und der damaligen Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Aydan Özoguz, das Projekt „1:0 für ein Willkommen“ ins Leben gerufen. Die Unterstützung in Form einer Soforthilfe in Höhe von 500 Euro erreichte dabei auch zahlreiche wfv-Vereine. Für die Integration von Geflüchteten im Vereinsleben, verbunden mit unterschiedlichsten Fußballaktivitäten, konnten im Jahr 2015 103 Vereine ausgezeichnet werden. Im Folgejahr waren es nochmals 111 weitere Vereine. Bis zur Umstellung des Projekts im Jahr 2017 von einem „1:0 …“ in ein „2:0 für ein Willkommen“ partizipierten weitere 28 Vereine von den gewährten Finanzmitteln. Es wurden 243 unterschiedlichste wfv-Vereine gefördert, was in Summe einen Betrag von 121.500 Euro ergibt. Vereine, die etwa Flüchtlingskinder aufnahmen, anfangs den Mitgliedsbeitrag übernahmen, Fahrdienste oder Sprachkurse organisierten, Fußballkleidung und -schuhe kauften oder auf andere Art und Weise kreativ helfen konnten. Von der Aktion 2:0… profitierten 33 wfv-Vereine. Im Namen aller Vereine bedankt sich der wfv bei der DFB-Stiftung Egidius Braun ganz herzlich. Das Förderprojekt der DFB-Stiftung endete zum 31.12.2019.
Der WLSB hält mit dem Bundesprogramm „Integration durch Sport“ ein weitreichendes Förderprogramm für Projekte und Aktivitäten bereit. Weiterführende Informationen und Materialien sind auf der WLSB-Homepage zu finden.
Ergänzend veröffentlichte der DFB in den zurückliegenden Jahren zwei informative Broschüren („Willkommen im Verein!“ und „Im Fußball zu Hause!“), die Vereine mit wertvollen Tipp und Infos versorgen.
Viele, häufig kleinere Vereine innerhalb des wfv, haben es unter Zurückstellung vieler Bedenken als ihre Aufgabe gesehen, Flüchtlingen Gelegenheit zum Fußballspielen zu bieten. Diesen Vereinen sei ausdrücklich gedankt, weil sie nicht nur die mit dem Status von Flüchtlingen vorhandenen Probleme gesehen, sondern vor allem die Chancen eines Vereins zur Integration dieser Menschen genutzt haben. Integration findet in den allermeisten Vereinen des Verbandes statt, ohne dass viel Aufhebens gemacht wird. Die Fußballvereine haben sich zu Einrichtungen entwickelt, in welchen im sportlichen Alltag ganz praktische Integrationsarbeit geleistet wird.
Ukraine-Hilfe: Prämie für engagierte Vereine
Die DFB-Stiftung Egidius Braun unterstützt in Zusammenarbeit mit der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Fußballvereine, die sich für geflüchtete Kinder, Jugendliche und Frauen aus der Ukraine einsetzen. Gefördert werden die Klubs mit einer pauschalen Anerkennungsprämie in Hohe von 500 Euro. Antragsberechtigt sind alle bundesdeutschen Fußballvereine, die einem der 21 DFB-Landesverbände angeschlossen sind und bisher noch nicht im Rahmen dieses Programms gefördert wurden. Weitere Informationen gibt es hier.