Zukunft wfv
wfv-Verbandstag: Was kommt auf Bezirke und Vereine zu?
Mit einer deutlichen Mehrheit von 79,2 Prozent der gültig abgegebenen Stimmen haben sich die Stimmberechtigten im Rahmen des außerordentlichen Verbandstags des Württembergischen Fußballverbandes am Mittwoch, den 25. Mai 2022 sowohl für eine Änderung der Spielklassenstruktur als auch der Verbandsstruktur ausgesprochen. In einer geheimen Abstimmung gaben 286 Stimmberechtigte ihr Votum ab und übertrafen mit 226 Ja-Stimmen bei 59 Nein-Stimmen die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit für eine Satzungsänderung deutlich. Nach dem Wunsch der Delegierten und Beiratsmitglieder wurde gemäß der Beschlussvorlage in einer gemeinsamen Abstimmung über die Spielklassenstruktur- wie auch die Verbandsstruktur-Änderung entschieden; dem Antrag auf getrennte Abstimmung hatte die Versammlung zuvor eine deutliche Absage erteilt. Bis zur Abstimmung machten 14 Vertreter des Beirats und der Bezirke im Rahmen der Aussprache von ihrem Rederecht Gebrauch und verdeutlichten teilweise leidenschaftlich ihre Haltung zur Beschlussvorlage.
wfv-Präsident Matthias Schöck bedankte sich zum Abschluss des Verbandstages bei den Vereins- und Bezirksvertreter*innen: „Ich habe den Verlauf der Beratungen über die vergangenen dreieinhalb Stunden sehr positiv erlebt. Wir haben engagiert Argumente ausgetauscht und offene, sachliche Diskussionen geführt. Am Ende haben wir heute ein ehrliches Ergebnis. Ich möchte uns alle darum bitten, dieses demokratische Ergebnis zu akzeptieren und wünsche mir, dass wir uns jetzt die Hände reichen.“
wfv-Vizepräsident Steffen Jäger, der die Kommission Verbandsstruktur als Vorsitzender gemeinsam mit Harald Müller leitete, blickte auf einen langen und aufwändigen Prozess zur Entscheidungsfindung zurück: „Wir haben in der Kommission Spielklassenstruktur und in der Kommission Verbandsstruktur die heutige Entscheidung sorgfältig und verantwortungsbewusst vorbereitet. Wir haben die Zwischenergebnisse sehr transparent dargestellt und sind im Rahmen vieler Veranstaltungen mit unseren Vereinen intensiv in den Austausch gegangen. Das klare Meinungsbild bei der Abstimmung heute bestätigt die intensive Arbeit vieler beteiligter Personen, bei denen ich mich sehr herzlich für ihr Engagement bedanken möchte.“
Welche Argumente sind für die strukturellen Anpassungen ausschlaggebend?
Sehr unterschiedlich große Bezirke auf Basis der Mannschaftszahlen: Die Grundlage für die Berechnung bildeten die Mannschaftszahlen der Herren pro Bezirk (Stand März 2019). Ostwürttemberg mit 213 Mannschaften bildete die größte Spieleinheit. Der Bezirk Zollern dagegen umfasste lediglich 83 Mannschaften im Herren-Spielbetrieb. Im Durchschnitt bildeten 155,1 Herren-Mannschaften eine Spieleinheit. Durch die sehr unterschiedlich große Anzahl an Mannschaften leidet die Wettbewerbsgerechtigkeit hinsichtlich der Chance zum Aufstieg in die überbezirklichen Spielklassen.
Stark abnehmende Mannschaftszahlen im Spielbetrieb: Gerade in den ländlichen Gebieten des Württembergischen Fußballverbandes ist eine abnehmende Tendenz der Mannschaftszahlen und gleichzeitig eine starke Zunahme an Spielgemeinschaften festzustellen. Es zeichnet sich ab, dass ein flächendeckender, pyramidal aufgebauter Spielbetrieb in den bisherigen Strukturen perspektivisch nicht mehr organisiert werden kann.
Deckungsgleiche Verwaltungs- und Spielgebiete: Die maßgebliche Aufgabe der Bezirke ist die Organisation des Spielbetriebs mit der Bezirksliga an der Spitze. Die Organisation eines Bezirk-Spielbetriebs über Bezirksgrenzen hinweg erscheint vor dem Hintergrund von Zuständigkeiten und der Betreuung von Staffeln/Vereinen wenig sinnhaft. Deutlich effizienter ist es, weiter – wie bisher – daran festzuhalten, dass Spielgebiet und Bezirk deckungsgleich sind.
Was bedeutet die Veränderung der Verbandsstruktur für die Bezirke?
Die neue Verbandsstruktur in zwölf Bezirken (Modell 1-4-12c) wirkt sich insbesondere in fünf Regionen Württembergs aus. Als kleinste Einheiten dienen die 39 wfv-Schiedsrichtergruppen, die damit in ihrer Struktur unangetastet blieben.
- Die Vereine im westlichen Teil (SRG Calw) des bisherigen Bezirks Böblingen/Calw werden künftig in einem neuen Bezirk mit den Vereinen im bisherigen Bezirk Nördlicher Schwarzwald gemeinsam spielen. Die Vereine im Bereich Böblingen (SRG Böblingen) bilden ein neues Spielgebiet gemeinsam mit dem bisherigen Bezirk Stuttgart.
- Die Vereine im nordwestlichen Teil des bisherigen Bezirks Hohenlohe (SRG Künzelsau, Bad Mergentheim und Öhringen) bilden gemeinsam mit dem bisherigen Bezirk Unterland ein neues Spielgebiet. Die Vereine im südöstlichen Teil des bisherigen Bezirks Hohenlohe (SRG Crailsheim und Schwäbisch Hall) spielen gemeinsam mit den Vereinen des bisherigen Bezirks Rems/Murr.
- Die beiden bisherigen Bezirke Schwarzwald (SRG Tuttlingen und Rottweil) und Zollern (SRG Zollern) bilden gemeinsam ein neues Spielgebiet.
- Die bisherigen Bezirke Donau/Iller und der nördliche Teil des bisherigen Bezirks Donau (SRG Ehingen) bilden gemeinsam ein neues Spielgebiet.
- Der restliche Teil des Bezirks Donau (SRG Sigmaringen und Saulgau) bildet gemeinsam mit dem bisherigen Bezirk Riß ein neues Spielgebiet.
Die bisherigen Bezirke Alb, Bodensee, Enz/Murr, Neckar/Fils und Ostwürttemberg behalten ihre bisherigen Strukturen bei.
Über die Namensgebung der neuen Bezirke wird der Beirat bis Ende 2023 entscheiden. Die jeweils betroffenen Bezirke haben ein Vorschlagsrecht.
Was bedeutet die Veränderung der Spielklassenstruktur für die wfv-Vereine?
Mit einer Umstellung der wfv-Spielklassen von derzeit 16 auf zukünftig zwölf Bezirksligen soll ein idealtypischer, pyramidaler Aufbau des Spielsystems (eine Bezirksliga, zwei bis drei Kreisligen A, darunter jeweils zwei bis drei Kreisligen B) und damit ein leistungsgerechter Wettbewerb für die Mannschaften erreicht werden. In den beiden kommenden Spielzeiten 2022/23 und 2023/24 werden mit einem verstärkten Abstieg die Staffelgrößen sukzessive reduziert. Die endgültige Umstellung erfolgt dann zur Spielzeit 2024/25 mit der dann neuen Struktur 1-4-12, d.h. einer Verbandsliga, vier Landesligen und zwölf Bezirksligen.
Der verschärfte Abstieg bezieht sich in erster Linie auf die Regionen, die neu strukturiert werden. Dort müssen die Bezirksligen in den beiden kommen Spielzeiten zunächst auf 14 und nachfolgend auf zwölf Vereine reduziert werden, ggf. mittels der Vorgabe einer „Normalzahl“ und eines gleitenden Abstiegs (genaue Anzahl der Absteiger steht erst nach Saisonende fest).
Hauptsächlich in den neuen Bezirksstrukturen Hohenlohe/Unterland, Schwarzwald/ Zollern und Donau/Riß müssen die Strukturen der Kreisligen A ebenfalls geändert werden, d.h. aus bisher vier Kreisligen A werden zukünftig drei Kreisligen A. Hier wird ebenfalls eine Normalzahl angesetzt und ggf. mit einem gleitenden Abstieg in den kommenden beiden Spieljahren die Staffelgröße reduziert.
Zeitnah werden nun zunächst die Bezirks-Spielleiter informiert, um gemeinsam die nächsten Schritte zu besprechen und die Planungen für jede Staffel vorzunehmen.