Saison 2023/24

Kinderfußball in Württemberg: Wer spielt wie und warum?

Der Kinderfußball und die vom DFB angestoßenen Reformen sind derzeit bundesweit in den Schlagzeilen. In Württemberg herrscht Klarheit, bereits seit 2015 ist das Prinzip der „mitwachsenden Spielfeldern“ in der wfv-Jugendordnung verankert. Ergänzend wurden in den vergangenen Jahren neue Spielformen wie „Funino“ und „Minifußball“ getestet und gezielt in den Leitfaden zum wfv-Kinderfußball integriert. Das Leitmotto: Das Spiel dem Kind und nicht die Kinder dem Spiel anpassen!

Der Verbandsjugendausschuss (VJA) des Württembergischen Fußballverbandes hat die Fußballregeln für den Kinderfußball in seinem Kinderfußball-Leitfaden veröffentlicht. Wir erklären im Folgenden, welche Altersklassen in der Saison 2023/24 auf dem Feld wie spielen. Für die Hallensaison finden im Herbst Schulungen in den Bezirken statt.

Grundsätzlich gilt der Kinderfußball-Leitfaden für alle Spielformen bis 5 gegen 5, also für die Regelspielformen der Bambini (U7) sowie F-Jugend (U8/U9) auf dem Feld und in der Halle. Zusätzlich werden im Bereich der E-Jugend (U10/U11) Pilotspielformen im Modus 5 gegen 5 getestet, die ebenfalls im Kinderfußball-Leitfaden beschrieben werden. Der Leitfaden ist für alle wfv-Bezirke und Vereine verbindlich.

Was sich im Vergleich zur Vorsaison im Kinderfußball genau geändert hat, haben wir hier zusammengetragen.

Warum kleine Spielformen und Tore?

Kleine Spielfelder, viele Ballkontakte, jede Menge Spaß: Das sind die Schlagworte der neuen Spielformen im Kinderfußball. Der württembergische Fußballnachwuchs kennt die kleinen Spielfelder bereits, weil diese im wfv seit vielen Jahren Anwendung finden. Kleine Teams erhöhen die Ballkontaktanzahl pro Kind massiv. Die geringe Spieleranzahl reduziert den Druck und führt vor dem Hintergrund der mangelnden Ballbeherrschung im Kindesalter zu mehr gelungenen Situationen und damit zu schnellerem Lernen – und zu mehr Spaß. Die häufigsten Fragen und Antworten zum Kinderfußball werden hier beantwortet. Ein Video mit weit verbreiteten Irrtümern rund um den Kinderfußball ist hier zu finden.

Was ist die Fair-Play-Liga?

Unter dem Begriff „Fair-Play-Liga“ werden im Kinderfußball einige Regeln zusammengefasst, die Respekt und einen fairen Umgang fördern sollen. Es wird beispielsweise ohne Schiedsrichter gespielt – die Kinder treffen Entscheidungen unter sich, was in der Regel hervorragend funktioniert. Die Fanregel besagt wiederum, dass Eltern und Zuschauende einen gewissen Abstand wahren müssen und nicht ins Spiel der Kinder eingreifen sollen. Im Kinderfußball-Leitfaden werden alle Regeln der Fair-Play-Liga genannt.

Spielformen im wfv-Kinderfußball

Unsere Bambini und F-Jugendlichen spielen keine Meisterschaften oder Turniere, sondern Spieltage nach den Fair-Play-Regeln. Wettbewerbe auszuspielen, bedeutet Druck. Dieser Druck bedingt im Mannschaftssport automatisch eine Selektion: Leistungsstarke Kinder spielen viel, schwächere, kleinere, Neu-Einsteiger spielen wenig. Nichtspielende Kinder werden unsicher und unglücklich – eine ungute Situation, die der Fußball sich nicht länger leisten kann, und auch nicht will. Vergleiche und Wettkämpfe motivieren die Kinder durchaus. Es sollten jedoch Wettkampfformen sein, an denen alle Kinder bis zum Schluss teilnehmen können und in denen sich möglichst gleichstarke Kinder messen.

Zur Förderung der Mädchen und Jungen ist es in Absprache aller beteiligten Mannschaftsverantwortlichen jederzeit möglich, eine kleinere Spielform, als die für eine Altersgruppe vorgeschlagene anzuwenden. Anstelle eines 3 gegen 3 ist es bei den Bambini beispielsweise auch möglich, ein 2 gegen 2 zu spielen.

Bambini

Für die Kleinsten sieht der Kinderfußball-Leitfaden die Spielform 3 gegen 3 vor. Das Bambini-Spielfeld beträgt ca. 20×15 Meter, gespielt wird auf zwei Minitore à 2×1 Meter. Gewechselt werden darf unbegrenzt, ab drei Auswechselspieler*innen sollte jedoch ein weiteres Team gestellt werden.

Der Spielerwechsel findet nach einem festen Rotationsprinzip entweder bei Torerfolg oder aber spontan statt, wenn länger kein Tor fällt. Nach einem Gegentor dribbelt die Mannschaft im Ballbesitz von hinten heraus oder spielt den Ball flach ein. Das erfolgreiche Team zieht sich an das eigene Tor zurück. Wenn der Ball im Seiten-Aus ist, wird ebenfalls eingedribbelt oder flach eingekickt. Dasselbe gilt für Abstöße und Eckbälle.

Empfohlen wird parallel zu den Spielfeldern zudem eine „Tummelzone“ mit einem Spielangebot zur Förderung der allgemeinen Bewegungsfertigkeiten. Diese soll nicht für die Kicker*innen, sondern auch für Geschwisterkinder und Kinder mit Handicap (Inklusion) zur Verfügung stehen.

Als alternative Option für „erfahrene” Bambini schlägt der Kinderfußball-Leitfaden die Vier-Tore-Spielform „Funino“ vor. Die beiden Minitore pro Team mit drei davor positionierten Spieler*innen provozieren ständig eine räumlich ungleich gewichtete Deckungsformation. Diese lernt die angreifende Mannschaft „auszulesen“, was zu schnellen und häufigen Spielverlagerungen führt. Gespielt wird maximal im 3 gegen 3 ohne Torspieler bzw. Handspiel.  Tore dürfen nur aus einer 6 Meter tiefen Torschusszone heraus erzielt werden, die sich über die gesamte Spielfeldbreite erstreckt.

F-Jugend

Im Bereich der F-Jugend schlägt der Kinderfußball-Leitfaden in erster Linie die Spielform 4 gegen 4 vor. Das Spielfeld beträgt ca. 27×20 Meter, gespielt wird auf Kinder-Tore à 5×2 Meter. Es gilt die Regel „Das hinterste Kind macht Hand“. Der 9m tiefe Strafraum erstreckt sich über die gesamte Spielfeldbreite und bildet gleichzeitig eine Torschusszone.

Optional beziehungsweise in Ergänzung wird die Vier-Tore-Spielform (Funino) empfohlen. Das Feld ist etwas kleiner (ca. 24x18m), gespielt wird im 3 gegen 3 auf zwei Mini-Tore (2x1m) ohne Torspieler bzw. Handspiel. Die Torschusszone ist 6m tief über die gesamte Spielfeldbreite und bildet zeitgleich den Strafraum.

Für beide Spielformen gelten dieselben Regeln wie bei den Baminbi: Der Spielerwechsel findet nach einem festen Rotationsprinzip entweder bei Torerfolg oder aber spontan statt, falls nicht genügend Tore fallen. Nach einem Gegentor dribbelt die Mannschaft im Ballbesitzt einfach von hinten heraus oder spielt den Ball flach ein. Das erfolgreiche Team zieht sich an das eigene Tor bzw. in die eigene Torschusszone zurück. Wenn der Ball im Aus ist, wird eingedribbelt oder flach eingekickt.

Für F-Jugendliche, die bereits etwas weiter und erfahrender sind, sieht der Kinderfußball-Leitfaden die Spielform 5 gegen 5 vor (vier im Feld plus ein Torspieler). Das sogenannte Minispielfeld beträgt ca. 35×25 Meter, gespielt wird auf Jugendtore à 5×2 Meter. Der 9m tiefe Strafraum erstreckt sich über die gesamte Spielfeldbreite und bildet gleichzeitig eine Torschusszone. Ansonsten gelten dieselben Regeln wie beim 4 gegen 4 und Funino, es gibt keinen Abschlag aus der Hand.

E-Jugend

Im Bereich der E-Jugend läuft parallel zum bekannten Meisterschaftsformat im 7 gegen 7 (siehe Durchführungsbestimmungen Jugend) aktuell ein Pilotprojekt mit kleinerem Spielfeld. Fünf Kinder (4 im Feld plus 1 Torspieler) treten auf einem Mini-Spielfeld (ca. 40×25 Meter) gegeneinander an. Schüsse auf die Jugendtore (5×2 Meter) dürfen nur aus einer Torschusszone heraus abgefeuert werden, die sich 9m tief über die gesamte Spielfeldbreite erstreckt und gleichzeitig den Strafraum bildet.

Im Pilot treten die E-Jugendlichen an 5er-Spieltagen mit mehreren Spielen an einem Tag an – ohne öffentlich sichtbare Ergebnisse im DFBnet und ohne Schiedsrichter*in, da die Regeln der Fair-Play-Liga gelten. Es gibt bereits in mehreren Bezirken entsprechende Spielangebote.

Optional können die E-Jugend-Spieltage im „Champions-League-Modus“ durchgeführt werden. Hierbei werden mehrere Spielfelder hierarchisch durchnummeriert und parallel bespielt. Die Siegermannschaft steigt jeweils ein Feld auf, das unterlegene Team eines ab. Somit wird ein Wettkampfcharakter hergestellt, aber zeitgleich sichergestellt, dass sich die Mannschaften sich möglichst leistungsgerecht messen können. Vereine, die einen solchen Spieltag im Champions-League-Modus ausrichten möchten, können sich für Unterstützung an ihren Bezirksspielleiter wenden.

Wir wünschen allen Kindern viel Spaß am Ball!

Ansprechpartner

Michael Supper
Verbandsjugendleiter
© Helmut Ebermann
Helmut Ebermann
Stellv. Verbandsjugendleiter