Die Chefin auf dem Platz: Exklusiver Neulingskurs für Schiedsrichterinnen

171 und damit nur 3,6 Prozent der aktiven Unparteiischen im wfv sind weiblich. Das soll sich ändern! Um mehr Frauen für den Job der Spielleiterin zu begeistern, richten sieben Schiedsrichtergruppen gemeinsam einen Neulingskurs aus. Zielgruppe: Ausschließlich Frauen!

Initiator ist Rüdiger Bergmann, Obmann der Schiedsrichtergruppe Ulm/Neu-Ulm. „Als Rüdiger mit der Idee auf mich zu kam, war ich sofort Fan davon“, beschreibt Verbands-Schiedsrichterlehrwart und Namensvetter Reiner Bergmann. Für das Pilotprojekt schließen sich die Schiedsrichtergruppen Ulm/Neu-Ulm, Blautal-Lonetal, Illertal, Saulgau, Ehingen, Münsingen und Riß zusammen.

Nach einer Woche auf dem Platz

Mehr digitale Lehre, schneller auf dem Platz, engere Begleitung: Im vergangenen Jahr erprobte der wfv-Schiedsrichterausschuss ein neues Ausbildungs-Konzept, das auch im ersten rein weiblichen Neulingskurs zum Einsatz kommt. Der „Schiedsrichterkurs 3.0“ besteht aus drei Teilen. Im ersten Block werden grundlegende, theoretische Inhalte vermittelt. Auf drei Online-Termine folgt eine Präsenz-Einheit auf dem Platz. Anschließend dürfen die Schiedsrichterinnen bereits ihre ersten Jugendspiele leiten. Dabei werden sie eng begleitet von einem erfahrenen Paten oder einer Patin. Zum Abschluss gibt´s vier Präsenztermine und die Abschlussprüfung.

18 Schiedsrichtergruppen bilden bereits nach diesem Prinzip aus, berichtet Bergmann. „Bisher sind alle begeistert, ich habe nur positives Feedback gehört“. Dass die Schiedsrichterinnen bereits nach einer Woche selbst auf dem Platz stehen, ist ein klares Plus. Erstens für die Motivation der Neuen, zweitens, weil schnell klar wird, ob das Hobby einer Kandidatin taugt oder nicht. Der frühe Praxiseinsatz verbessere auch die Qualität, meint Bergmann: „Im zweiten Theorieteil sind die Teilnehmer*innen meiner Erfahrung nach schon viel weiter.“

Online-Infoabend als Startschuss

Svenja Neugebauer kümmert sich um die Schiedsrichterinnen im wfv. Die erfahrene Lehrwartin verriet interessierten Mädchen und Frauen an einem digitalen Infoabend am Montag, 22. August (19.30 Uhr) zunächst, was im Neulingskurs auf sie zukommt. Wer den Infoabend verpasst hat, aber Interesse an einem Neulingskurs hat, kann sich auf dieser Seite eintragen.

Im Anschluss an den Infoabend werden dann die ersten Termine festgezurrt. Je nach Resonanz wird es Präsenzveranstaltungen an unterschiedlichen Orten in den sieben Schiedsrichtergruppen geben. Der erste Teil der Ausbildung soll Mitte September starten. Der große Vorteil des gruppenübergreifenden Konzeptes: „Wir können es auffangen, wenn aus einer Gruppe nur wenige Teilnehmerinnen dabei sind“, so Bergmann.

FIFA-Referee Karo Wacker macht´s vor

Motivation gibt´s von einer der besten Schiedsrichterinnen Deutschlands. Karoline Wacker, die für die Spfr. Großerlach pfeift, ist bereits seit 2012 DFB-Schiedsrichterin und seit 2017 FIFA-Referee. In der ersten Frauen-Bundesliga hat sie bereits 72 Spiele geleitet, dazu kommen 36 Partien in der zweiten Spielklasse der Frauen. Außerdem steht sie in der Herren-Regionalliga sowie bei internationalen Begegnungen als Unparteiische auf dem Platz. Die 31-Jährige will keine Sekunde als Schiedsrichterin missen: „Mein erstes Spiel habe ich mit 14 Jahren in meinem Nachbarort gepfiffen. Seither habe ich als Schiedsrichterin unheimlich viel gelernt und erlebt. Heute darf ich mit meinem Team Spiele in Köln, München oder Frankfurt leiten. Von der Kreisliga bis zur Bundesliga kann ich nur empfehlen: Werde Schiedsrichterin, es lohnt sich!“