Saison 2023/24

Die wichtigsten Regeländerungen zur Saison 2023/24 im wfv

Das zuständige International Football Association Board, kurz IFAB, hat die Fußballregeln 2023/24 veröffentlicht und an einigen Stellen überarbeitet. Was sich zur neuen Saison im Württembergischen Fußballverband geändert hat, erfahrt ihr im Folgenden. Ein Erklärvideo von Lutz Wagner, Schiedsrichter-Lehrwart beim DFB, gibt es hier.

Fünf Wechselmöglichkeiten in allen wfv-Wettbewerben

Die wichtigste und für alle Mannschaften relevante Änderung ist wohl die Erhöhung der Anzahl an Wechselmöglichkeiten. Im vergangenen Sommer hatte das IFAB die Erhöhung der Auswechselmöglichkeiten von drei auf fünf endgültig in die weltweiten Fußballregeln aufgenommen. Waren im wfv in der vergangenen Spielzeit noch vier Auswechslungen erlaubt, können ab der Saison 2023/24 bei Verbands- und Verbandspokalspielen der Herren und Frauen bis zu fünf Spieler ausgetauscht werden. Dasselbe gilt für Jugendspiele ab der C-Jugend, in der D- und E-Jugend kann beliebig oft gewechselt werden.

„STOPP“ – Fünf Minuten Pause für erhitzte Gemüter

Um unseren Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern ein zusätzliches Instrument der Deeskalation und Gewaltprävention an die Hand zu geben, lief in der Rückrunde in zwei wfv-Bezirken ein Pilotprojekt. Mit bis zu zwei Spielunterbrechungen von jeweils fünf Minuten sollten die Unparteiischen in den Pilot-Bezirken reagieren, um auf wiederholt aggressive Spielsituationen zu reagieren. Dabei ist es unerheblich, ob die Aggressionen von Spielern, Funktionären oder dem Publikum ausgehen.

Weil die Erkenntnisse aus den Pilotbezirken positiv waren, sprach sich der Verbands-Spielausschuss für eine verbandsweite Umsetzung in der Spielzeit 2023/24 aus. Es handelt sich nicht um eine Regeländerung, sondern eine konkrete Handlungsanweisung für unsere Schiedsrichter*innen, die vom bestehenden Regelwerk gedeckt ist.

Nachspielzeit: Torjubel wird berücksichtigt

In Regel 7 der Fußballregeln wird die Dauer des Spiels definiert. Explizit wurde der Torjubel als neuer Punkt aufgenommen. Gerade in einem Spiel, in dem viele Tore fallen, kann der Torjubel viel Zeit in Anspruch nehmen. Um dem Rechnung zu tragen, wurde der Punkt ins Regelwerk aufgenommen. Soll heißen: Die Schiedsrichter sollen die mit dem Torjubel verbrachte Zeit bei der Bemessung der Nachspielzeit bewusst berücksichtigen. Die Konkretisierung resultiert aus dem Vorhaben der FIFA, die Nettospielzeit auszubauen.

Zusätzliche Personen auf dem Spielfeld? Trotzdem Tor!

Eine kuriose Diskussion entsprang nach dem WM-Finale 2022 zwischen Frankreich und Argentinien: Beim Treffer zum 3:2 für Argentinien war ein Auswechselspieler bereits einige Meter an der Mittellinie auf den Platz gelaufen, bevor der Ball die Torlinie zum Torerfolg überschritten hatte. Analog dem Regeltext hätte nach bisheriger Auslegung – und wenn der Schiedsrichter dies wahrgenommen hätte –, das Tor nicht anerkannt werden dürfen.

Stattdessen hätte es einen direkten Freistoß für das gegnerische Team gegeben und dies an der Stelle, an der der Spieler ins Spiel eingetreten ist. Um solch eine Entscheidung nicht herauszufordern, ist jetzt der folgende Passus in Regel 3 eingefügt worden: „…nur wenn diese Person ins Spiel eingreift, kommt es auch zu diesem direkten Freistoß.“ Dies ist eine sinnvolle und praxisnahe Ergänzung beziehungsweise Präzisierung dieser Spielregel. Eine Verwarnung für diejenigen Spieler, die das Spielfeld betreten haben, gibt es jedoch nach wie vor.

Nur kontrolliertes Spiel hebt das Abseits aus

Diese Fälle sorgen immer wieder für Verwirrung auf dem Sportplatz: Ein Spieler erhält in Abseitsposition einen Ball, den zuletzt ein Gegenspieler berührt hat. Pfeift der Schiedsrichter in dieser Szene Abseits, oder nicht? Bisher hieß es, ein Spieler verschaffe sich in einem solchen Fall keinen Vorteil, wenn der Gegner den Ball „absichtlich spielt“. Eine unkontrollierte Grätsche des Verteidigers, die den Ball abfälscht, konnte also die Abseitsposition eines Angreifers aufheben.

Nun gibt das IFAB den Schiedsrichtern klare Richtlinien mit auf dem Weg, wo der Unterschied zwischen „absichtlichem Spielen“ („deliberate play“) und „abgefälschtem Ball“ liegt. Ersteres hebt eine Abseitsstellung auf, Zweiteres nicht. Im Regeltext heißt es konkret: „Ein absichtliches Spielen“ (mit Ausnahme von absichtlichen Handspielen) liegt vor, wenn ein Spieler den Ball unter Kontrolle bringen könnte…“ und sich dabei auch nicht unter klarer Bedrängnis befinden. Wenn ein Verteidiger sich hingegen mit letztem Einsatz in einen Ball wirft und diesen abfälscht, ist dies nicht der Fall und es liegt eine zu ahnende Abseitsposition vor, sollte der Ball bei einem Gegner landen, der entsprechend positioniert ist.

Doppelbestrafung nur, wenn keine Chance auf den Ball besteht

Regel 12 befasst sich mit „Fouls und sonstiges Fehlverhalten“. Eine heikle Frage ist immer wieder die, ob die Vereitelung einer klaren Torchance mit Rot bestraft wird oder die persönliche Strafe reduziert wird. Der bisher erfolgten Begründung „…dem Versuch, den Ball zu spielen…“  wird hinzugefügt: „…oder bei einem Zweikampf um den Ball“.

Diese Ergänzung ist etwas umfassender als die erste Formulierung. Die Reduzierung der persönlichen Strafe sollte also immer stattfinden, wenn sich der Gegenspieler um den Ball bemüht. Die Strafe sollte hingegen nicht reduziert werden in Fällen, in denen es ein Halten, Ziehen oder Stoßen gibt, ohne die Chance den Ball zu spielen. Somit ist der Schiedsrichter in Zweifelsfällen auf der sicheren Seite, wenn es darum geht, die Reduzierung der persönlichen Strafe anzuwenden.