Interview mit Schiedsrichter Maurice Rummel: Das ändert sich zur Saison 2021/22 | Württembergischer Fußballverband e.V.

Neue Regeln

Interview mit Schiedsrichter Maurice Rummel: Das ändert sich zur Saison 2021/22

Maurice Rummel (23) ist seit über zehn Jahren Schiedsrichter. Aktuell pfeift er in der Herren-Landesliga und in der A- sowie B-Junioren Bundesliga. Wir haben Maurice gefragt, was es in der neuen Saison zu beachten gibt (ein Video des Gesprächs gibt´s weiter unten auf der Seite).

Was ist aus deiner Sicht die wichtigste Neuerung zur Saison 2021/22?

„Die relevanteste Regeländerung betrifft das Handspiel. Bereits bei der EM wurden die neuen Regeln erfolgreich angewandt. Man hat aus acht Kriterien im letzten Jahr die zwei relevantesten herausgearbeitet. In dieser Saison sind nur noch die Absicht und Intention des Spielers relevant. Das gibt uns Schiedsrichtern wieder einen größeren Ermessensspielraum und macht es für alle Beteiligten auf dem Sportplatz einfacher und verständlicher. Ein Beispiel: Wenn der Verteidiger den Ball aus kurzer Distanz an den den Arm geschossen bekommt, der aufgrund einer Bewegung nicht am Körper anliegt, konnte der Schiedsrichter das Handspiel letztes Jahr ahnden. Man kann dem Spieler aber keine Absicht und auch keine Intention unterstellen, dementsprechend ist es jetzt auch kein strafbares Handspiel mehr.“

Gibt es weitere Regeländerungen, die man kennen muss?

„Von den weiteren Regeländerungen sind aus meiner Sicht zwei erwähnenswert. Bei der Bewertung von Abseits hat man die Achselhöhle als entscheidende Höhe definiert, bis wohin ein Hand- bzw. Armspiel strafbar ist. D.h. die Schulter fällt nicht in diesen Bereich, alles ab der Achselhöhle wird dementsprechend auch zur Bewertung von Abseits berücksichtigt.

Zusätzlich gab es eine Regeländerung, die sich auf die Aufhebung von Abseits bezieht. Hier wird bei einem Verteidiger unterschieden zwischen einer Abwehraktion und einer Torverhinderungsaktion, also einem Safe. Klärt der Verteidiger den Ball in höchster Not, wird das Abseits des Stürmers nicht aufgehoben. In allen anderen Situationen wird das Abseits des Stürmers aufgehoben.“

Hinweis: Alle Regeländerungen zur Saison 2021/22 findet ihr hier.

Wie viele Wechsel sind denn nun erlaubt?

„Wegen den engen Zeitplänen und der hohen Belastung durch die Corona-Pandemie waren zwischenzeitlich in Deutschlands Topligen, den Europacupwettbewerben und auch bei der EM fünf Auswechslungen erlaubt. Im Württembergischen Fußballverband sind in der Regel vier Wechsel erlaubt, sowohl in der Meisterschaft als auch im Pokalwettbewerb. Vereinzelt gibt es in unteren Spielklassen, insbesondere in der Jugend, Ausnahmen. Für den Großteil der Wettbewerbe und Staffeln gilt aber: Es darf vier Mal gewechselt werden.“

Wer macht die Fußballregeln eigentlich?

„Die Regeln entstehen aus einer Kooperation zwischen der FIFA und dem International Football Association Board, kurz IFAB. Sie werden dann an die Landesverbände herangetragen, also in unserem Fall den wfv. Jeder Schiedsrichter bekommt die neuen Regeln auf den Schulungen in seiner Schiedsrichtergruppe vor Ort mit. Die sogenannten Leistungsschiedsrichter, also aber der Landesliga aufwärts, werden einmal jährlich zu einem Qualifikationslehrgang berufen, auch dort sind die Regeländerungen natürlich Thema.

Immer wieder kommen auch neue Ideen auf, zum Beispiel eine Zeitstrafe. Hier sind die Landesverbände aber im Sinne der Einheitlichkeit gebunden an die übergeordneten Vorgaben des DFB, es kann also nicht jeder seine eigenen Regeln machen.“

Was hat es mit dem neuen, digitalen Schiedsrichterausweis auf sich?

„Bislang war der Schiedsrichterausweis in Papierform. Es gab dann jährlich einen Aufkleber zur neuen Saison. Das ist nun Geschichte. Der Schiedsrichterausweis wurde digitalisiert, das macht uns Schiedsrichtern das Leben ein bisschen einfacher. Man muss nur sein Bild im DFBnet hochladen, zum Beispiel über die App. Der Ausweis wird dann jährlich von einer verantwortlichen Person freigegeben und man hat den aktuellen Schiedsrichterausweis immer auf dem Handy dabei.“

Weitere Informationen zum digitalen Schiedsrichterausweis gibt´s hier.

Maurice, mit welchen Gefühlen gehst du in die neue Saison?

„Ich persönlich freue mich nach so langer Zeit wieder auf dem Platz stehen zu dürfen, Spiele zu leiten und die neuen Herausforderungen, die in jedem Spiel auf uns zukommen, im Team zu bewältigen. Der Kontakt zu meinen Kollegen, den Spielern und Mannschaften hat mir gefehlt. Was die Regeln anbelangt, hat sich grundsätzlich nicht allzu viel verändert. Wir sind alle froh, wieder auf dem Platz stehen zu dürfen. In diesem Sinne, viel Spaß für die neue Saison und bleibt alle fit!“

Du kannst dir vorstellen, Schiedsrichter zu werden? Hier findest du alle Informationen zum Schiedsrichter-Neulingskurs.

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