Erster Spieltag am 30. April
Unified-Liga verbindet Menschen mit und ohne geistige Behinderung
Im Fußball für Menschen mit einer mentalen Beeinträchtigung gibt es zwei Wettbewerbsangebote. Einerseits den „Traditional“-Modus, bei dem in einer Mannschaft nur Athletinnen und Athleten mit einer geistigen und mehrfachen Behinderung (Synonym: mental beeinträchtigt) mitspielen können.
Andererseits gibt es den Unified- bzw. Inklusiven Modus, bei dem gemäß dem weltweiten Unified-Sports®-Programm gekickt wird. Das heißt, Athletinnen und Athleten mit einer geistigen Behinderung spielen zusammen mit sogenannten Partnern ohne geistige Behinderung in einem Team. Die Menschen mit Behinderung nennt man „Athleten“, die ohne Behinderung „Partner“. Der englische Begriff „Unified“ bedeutet übersetzt: gemeinsam.
Dass Fußballerinnen und Fußballer mit und ohne Behinderung gemeinsam ein Spiel bestreiten und zusammen sich im Wettkampf messen, erscheint für Fußballspielende im weitläufig bekannten Ligen- und Regelspiel- sowie Trainingsbetrieb eventuell doch etwas überraschend, ist jedoch bei weiten nicht so kompliziert, wie man denkt. Die Frage nach „gerecht“ oder „ungerecht“ stellt sich nicht bzw. nur dann, wenn man sich keine klaren Regeln dafür gibt.
Vier Teams starten in der wfv-Unified-Liga
Vier wfv-Vereine sowie die Stuttgarter Wilhelm-Maybach-Schule haben sich der UN-Behindertenrechtskonvention verschrieben und wollen im Fußball für mehr Teilhabe und gelebte Inklusion sorgen. Sie verfügen über entsprechende Unified-Fußballteams und haben sich zu Beginn des Jahres zum Ziel gesetzt, künftig mehr als nur Freundschaftsspiele oder Turniere bestreiten zu wollen. Eine Liga sollte es sein und man wurde dafür beim wfv und dessen Inklusionsbeauftragten Oliver Deutscher vorstellig.
Zur Gründung bedurfte es keines sonst üblichen Staffeltags oder einer größeren Versammlung, sondern ein paar abendliche Videokonferenzen und eine WhatsApp-Gruppe genügten, um das Ziel in die Tat umzusetzen. Der TSV Musberg (All-Inklusiv), die SG Weinstadt – in Verbindung mit der Diakonie Stetten im Remstal – sowie das Team FC Esslingen/TV Nellingen (United) sind die „Gründungsvereine“ dieser besonderen, weil ersten Liga dieser Art im wfv. Ein Spieltags-Modus – d.h., jedes Team spielt pro Termin zwei Spiele mit verkürzter Spielzeit – sowie ein Regelwerk und ein Verhaltenskodex wurden verabredet. Der selbstgesetzte Rahmen ist dabei nicht „in Stein gemeißelt“. Nachgebessert wird nach Bedarf.
Motivation zum Start ist riesengroß
„Die Motivation aller Beteiligten war vom ersten Moment an spürbar und die Vorfreunde unter den Teams ist riesengroß“, so Oliver Deutscher. Am Sonntag, 30. April, um 11 Uhr erfolgt ein, wenn man so will, historischer Anpfiff zum Premieren-Spieltag im Stadion Benzach in Weinstadt, mit inklusivem Rahmenprogramm für alle mitgereisten Fans. Der zweite Spieltag soll am Sonntag, 25. Juni, 2023 auf dem Sportgelände des TSV Musberg steigen, der dritte Spieltag ist am 17. September beim TV Nellingen terminiert. Alexander Schmidt, Trainer der Mannschaft TSV Musberg All-Inklusiv: „Wir freuen uns über das Zustandekommen der Liga und auf viele interessante und spannende Spiele. ´Lasst die Spiele beginnen“.
Übrigens: Fußball für mentale beeinträchtigte Menschen gibt es seit dem Jahr 1987 auch bei den „World Games“ von Special Olympics. 2023 finden die Spiele in Berlin statt und natürlich wird Deutschland auch dort mit einem Unified-Fußball-Team am Start sein. Die Mannschaft hat baden-württembergischen Wurzeln, konkret: Mit von der Partie sind Athleten von der BSG Neckarsulm sowie Partner, die den A-Junioren des VfR Heilbronn entstammen.