Jubiläum
Vereinsdialog Nummer 100 bei der grün-weißen Familie des SV Stetten
„Früher hätte ein Stettemer niemals mit einem Gruoler zusammen gekickt“, lacht der 73-jährige Schriftführer Gustav Pfeffer, der sich bereits seit 52 Jahren ehrenamtlich beim SV Grün-Weiß Stetten engagiert. Heutzutage zählt man beim 1946 gegründeten Haigerlocher Stadtteil-Verein zwar mehr als 300 Mitglieder, kann aber bei der Auswahl der Kinder nicht mehr so wählerisch sein, wie in früheren Jahren. „In der D-Jugend spielen wir eine SGM mit vier der acht Teilorte, in der A-Jugend wird es dann ganz besorgniserregend mit im Durchschnitt 1,8 Spielern pro Verein. Da müssen wir richtig hart kämpfen um die Spieler und dafür, dass wir weiterhin mit „eigenem“ sportlichem Personal erfolgreich spielen können“, erklärt der für die Jugend verantwortliche zweite Vorsitzende und Jugendleiter Roland Schneider.
Dabei kann man sich mit einem ersten Blick über das Vereinsgelände durchaus vorstellen, wie viel Spaß das Fußballspielen bei „Grün-Weiß“ macht. wfv-Vizepräsident Steffen Jäger zeigt sich beeindruckt von der Infrastruktur mit Vereinsheim, Hauptplatz mit überdachter Tribüne plus Trainingsplatz mit Flutlicht.
„Das wurde alles vom Verein in Eigenregie finanziert und realisiert. Und das Vereinsheim hat das Team 2001 in gut einem Jahr hochgezogen. Damals noch ohne Planungsverfahren“ erzählt der 41-jährige Bauingenieur und Vereinsvorsitzende Mihael Nemecek, der seit 2007 mit dabei ist.
Vom Bezirksvorsitzenden Wolfgang Haug gibt es für die Arbeit beim 1946 gegründeten Verein ebenfalls große Anerkennung, die sich nicht zuletzt auch in der Ausrichtung einiger überbezirklichen Relegationsspiele bereits niedergeschlagen hat.
Doch die Qualität hat auch ihren Preis. So übernimmt man beispielsweise die Bewässerung sowie die Rasenpflege selbst, ein großer Kostenfaktor. Alleine die Entsorgung des Grünschnitts, der bei den Mäharbeiten anfällt, kostet den Verein zwischen zwei- und dreitausend Euro jährlich.
Der für Finanzen zuständige Hans Stengel sieht diverse behördliche Auflagen durchaus kritisch: „Beispielsweise würden die örtlichen Betreiber von Biogas-Anlagen unseren Abfall mit Handkuss nehmen und verarbeiten.“ Und beim Erhalt der Infrastruktur hilft dem SV-Führungsteam Flexibilität wie auch eine gewisse „Hands-on-Mentalität“: „Wenn ein Boiler kaputt geht, dann machen wir halt nochmals ein Fest mehr“ sagt der Vereinsvorsitzende Nemecek.
Sehr interessiert zeigt sich die siebenköpfige Delegation des Gastgebers an der künftigen Ausrichtung des Spielklassensystems im neuen Bezirk „Schwarzwald-Zollern“. Für Steffen Jäger ist man in der gemeinsamen Struktur bereits auf einem guten Weg:
„Ich finde es vorbildlich, wie die beiden Bezirke sich gemeinsam mit der Spielklassen-Strukturreform auseinandergesetzt haben und welche Übereinstimmung hier bereits erreicht wurde“.
Bezirks-Spielleiter Rolf Niggel will „seine“ Vereine mitnehmen und über alle Aspekte Klarheit schaffen, die den Spielbetrieb angehen.
„Wir haben bereits im Vorfeld der Entscheidung laufend informiert und werden dies auch spätestens bei den Staffeltagen erneut tun. Ich sehe in der neuen Konstellation auch die sehr reizvolle sportliche Orientierung im neuen Landesliga-Gebiet Richtung Schwarzwald und damit einige sportliche Highlights. Um einen zwischenzeitlich deutlich verschärften Abstieg werden wir allerdings nicht herumkommen.“
Für Mihael Nemecek liegt die Lösung auf der Hand:
„Dann steigen wir halt in die Landesliga auf. So trifft uns der verschärfte Abstieg nicht.“ Sein nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag wird von der Runde jedenfalls sehr zustimmend zur Kenntnis genommen.
Dass sportlicher Erfolg beim SV Grün-Weiß Stetten durchaus Tradition hat, wird schon angesichts der Meisterwimpel im selbst bewirteten Vereinsheim klar. Zuletzt gelang 2014 der Sprung in die Landesliga. In der Bezirksliga zählt man seit Jahren zu den Top-Teams. Beim traditionsreichen „Eyachpokal“ der Vereine in und rund um Haigerloch gehört man seit dem ersten Titel 1955 zu den Seriensiegern. Mihael Nemecek schickt grinsend einen schönen Gruß an die sportliche Konkurrenz:
„Über 30 Titel auf dem Feld und in der Halle sprechen für sich. Da wurde es zwischenzeitlich schon langweilig.“
Und natürlich werden auch in Stetten Feste gefeiert – nicht nur, um Spaß zu haben, sondern auch um die Vereinsfinanzen in Ordnung zu halten. Das absolute Highlight allerdings steigt nur alle acht Jahre im Haigerlocher Ortsteil. Früher war das „Stetten-Turnier“ ein sportliches Event, an dem vier „Stetten“ aus Bayern, der Pfalz und dem Elsass beteiligt waren, mit musikalischem Begleitprogramm.
„Heute kommen zwar nur noch unsere beiden Namensvetter aus Deutschland, dafür ist das „Stetten-Turnier“ ein riesiges, mehrtägiges Festival mit ein wenig Fußball. Da muss zwar der ganze Verein richtig rödeln, aber da bleibt dann auch richtig etwas in unserer Vereinskasse hängen“, berichtet Mihael Nemecek.
Und ein Blick hinter die Theke im Vereinsheim lässt erahnen, dass auch die dritte Halbzeit durchaus ihren Platz im Vereinsleben besitzt.
Und natürlich ist der Bereich Kommunikation – sowohl nach innen wie auch nach außen – ein entscheidender Faktor für einen lebendigen Verein. Neben Sabrina Maier zeichnet mittlerweile auch Software-Spezialist Daniel Marcek verantwortlich. Die gängigen Social-Media-Kanäle wie Facebook, Instagram, Youtube-Kanal und WhatsApp-Gruppen sowie eine informative Webseite unter sv-stetten.de bilden das digitale Vereinsheim. Auch über einen Liveticker wird die – liebevoll „grün-weiße Familie“ genannte – Anhängerschaft über den Spielverlauf einem Marcek: „Wir achten sehr darauf, bei aller Digitalisierung auch die Älteren mitzunehmen.“ Kein Zweifel: Auch hier ist man gut aufgestellt.
Steffen Jäger zieht nach kurzweiligen knapp zwei Stunden – angepeilt werden im Vereinsdialog grundsätzlich zwei Halbzeiten plus Verlängerung – eine sehr positive Bilanz zum lebhaften Austausch mit der Stettener Vereinsführung:
„Ich habe den Eindruck, dass man hier die gleichen Herausforderungen bewältigen muss, wie andernorts auch. Bürokratische Hürden, demografische Faktoren, gesellschaftliche Veränderungen beeinflussen den Fußball an der Basis im ganzen Verbandsgebiet des wfv. Aber ich sehe hier auch eine motivierte, engagierte und vor allem sehr kompetent aufgestellte Vereinsführung, die auf diese Herausforderung gute Antworten findet. Für unseren Jubiläums-Vereinsdialog hätte ich mir keinen besseren Verein vorstellen können. Trotz aller Probleme lässt mich ein solches Gespräch aus der Perspektive des Fußballs positiv in die Zukunft schauen.“
Hintergrund
Seit 2013 sind die „Vereinsdialoge“ als informativer Austausch zwischen Verband und seinen Vereinen fester Bestandteil im Jahreskalender aller Landesverbände unter dem Dach des DFB. Der erste Vereinsdialog fand am 12. März 2013 beim Türk. SV Herrenberg (Bezirk Böblingen/Calw) unter Leitung des damaligen wfv-Präsidenten Herbert Rösch statt. Mit dem 100. Vereinsdialog beim SV Grün-Weiß Stetten wurde nach zwei stark Jahren mit starken Einschränkungen für persönliche Begegnungen nun ein großer Meilenstein erreicht. Weiter geht es mit dem nächsten Vereinsdialog beim TSV Hirschau am 26.10. im Bezirk Alb.