Gesichter des Frauenfußballs in Württemberg: Herbert Göpferich | Württembergischer Fußballverband e.V.

Interview

Gesichter des Frauenfußballs in Württemberg: Herbert Göpferich

Der 31. Oktober 1970 markiert einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs. An dem Tag wurde dieser vom Deutschen Fußball-Bund offiziell in seine Satzung aufgenommen. Seitdem sind 50 Jahre vergangen. Fünf Jahrzehnte, in denen zahlreiche Persönlichkeiten den Weg bereitet haben. Sie haben sich gegen Widerstände durchgesetzt, motiviert, gestaltet und inspiriert – damals wie heute. Zum Jubiläum rücken wir prägende Persönlichkeiten des Frauenfußballs in Württemberg in den Fokus.

wfv: Wie sind Sie zum Fußball gekommen?

Herbert Göpferich: Während meiner Schulzeit fing ich an, mich für Fußball zu interessieren. Wir spielten Fußball und das machte mir sehr viel Spaß, weshalb ich mich dazu entschloss, mich in einem Verein anzumelden. Für den TV Neckarweihingen und später auch für den FC Marbach schnürte ich meine Fußballschuhe.

wfv: Was waren Ihre Anfänge beim wfv?

Herbert Göpferich: Meine Anfänge waren beim wfv im Jahr 1979 in der Position als Regionaltrainer. Hier bestand meine Hauptaufgabe darin, innerhalb meines zuständigen Regionalbereichs Spieler zu sichten, die fußballerisches Talent mitbrachten und später potenziell in einer wfv-Auswahlmannschaft spielen konnten.

wfv: Wie ging es dann für Sie weiter? Hier interessiert uns natürlich vor allem Ihre Zeit in der Talentförderung, speziell bei den weiblichen Auswahlmannschaften. Welche Aufgaben hatten Sie dort inne?

Herbert Göpferich: Von 1982 arbeitete ich mit der neu gegründeten Mädchenauswahl gut und erfolgreich zusammen und war außerdem von 1988 bis 1999 Trainer der Frauenauswahl. Die zu einem späteren Zeitpunkt entstandene U19-Frauenauswahl durfte ich von 1994 bis 1997 ebenfalls begleiten. Bis einschließlich 2015 fungierte ich weiterhin bei Lehrgangsmaßnahmen als Co-Trainer. Insgesamt war ich also gute 35 Jahre im Dienst des wfv, eine lange und ereignisreiche Zeit.

wfv: Was waren die größten Erfolge, aber vielleicht auch Niederlagen in dieser Zeit mit den weiblichen Auswahlmannschaften?

Herbert Göpferich: Zu den großen Erfolgen zähle ich die Siegesserie mit den wfv-Mädchen bei den süddeutschen Turnieren, welche ab dem Jahr 1983 jedes Jahr vom Süddeutschen Fußballverband ausgetragen wurden. Diese Erfolge waren auch aufgrund der guten Kontakte zu den Vereinstrainer*innen möglich. Die Leistungsvergleiche unter den Landesverbänden konnten wir viermal in Folge gewinnen, worauf ich heute noch stolz zurückblicke. Weiter zu den größten Erfolgen zählen die zwei Länderpokalsiege, zum einen der mit den Frauen im Jahr 1989 beim Endturnier in Crailsheim, der zugleich der erste Sieg einer wfv-Frauenauswahl bei einem Länderpokal war. Und zum anderen der Erfolg mit den U19 Frauen im Jahr 1994 in Duisburg. Bei diesen bundesweiten Leistungsvergleichen aller Landesverbände sichten auch die Trainer*innen des DFB die besten Talente für die Nationalmannschaften. So ein Länderpokalsieg ist also schon etwas ganz Besonderes, sowohl für die beteiligten Spielerinnen als auch für die Trainer*innen, wie mich damals.

wfv: Sieg und Niederlage liegen aber oftmals sehr nah beieinander…

Herbert Göpferich: Wir mussten im Spieljahr 1986/87 bei einem süddeutschen Turnier in der letzten Spielminute das entscheidende Gegentor hinnehmen. Und auch im darauffolgenden Jahr verloren wir knapp mit 1:2 im letzten Spiel gegen Baden. Somit mussten wir uns zwei Jahre hintereinander mit dem zweiten Platz zufrieden geben und durften nicht zum DFB-Endturnier nach Duisburg fahren. Die Enttäuschung war damals groß.

wfv: Wenn Sie heute an damals zurückdenken, welche Erfahrungen haben Sie in dieser Zeit auch für sich persönlich gesammelt, die Sie nicht missen möchten?

Herbert Göpferich: Die vielen Jahre beim württembergischen Fußballverband mit all den unterschiedlichen und einzigartigen Erlebnissen möchte ich definitiv nicht missen. Besondere Momente für mich waren beispielsweise die vorhin angesprochenen Länderpokalsiege und die Erfolge bei den süddeutschen Turnieren. Darüber hinaus bin ich aber auch dankbar für die zahlreichen Erfahrungen, die ich mit den Mädchen, Frauen und Trainerkollegen und -kolleginnen sammeln durfte. Was mir persönlich besonders an den Frauen und Mädchen imponiert hat, war, dass diese sehr wissbegierig und lernwillig für Neues waren, was wiederum meine Arbeit extrem bereichert hat.

Das Gespräch führte Saskia Schaborak.